Die USA haben der Ukraine weitere 100 Millionen Dollar (91,3 Mio Euro) für Waffen bewilligt. Damit solle "ein dringender ukrainischer Bedarf an zusätzlichen Javelin-Panzerabwehrsystemen gedeckt werden", erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby am Dienstag. Die tragbaren Raketen hätten sich bei der Verteidigung gegen die russische Invasion "bewährt". Kirby zufolge haben die USA somit seit Beginn der russischen Invasion das ukrainische Militär mit "mehr als 1,7 Milliarden Dollar" unterstützt.
Der US-Außenminister Antony Blinken erklärte, die zusätzlichen Hilfen für die panzerbrechenden Waffen würden sofort bereitgestellt. Er fügte hinzu, dass "die Welt schockiert und entsetzt ist über die Gräueltaten, die von den russischen Streitkräften in Butscha und in der gesamten Ukraine begangen wurden".
Bereits Ende vergangener Woche hatten die USA 300 Millionen Dollar für Waffen für die Ukraine genehmigt. Das Paket war für Drohnen, Raketensysteme, gepanzerte Fahrzeuge, Munition, Nachtsichtgeräte, sichere Kommunikationssysteme, Maschinengewehre, medizinische Güter und die Bereitstellung von kommerziellen Satellitenbildern vorgesehen.

Nothilfe
Ukraine: Helfen Sie den Kindern mit Ihrer Spende Die Lage im Überblick:Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine verkündet.
Die ukrainische Armee wehrt sich nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es wohl Tausende Tote, wie viele Menschen bereits starben, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu.
Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 4,2 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand 04. April), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.
Die EU und die USA reagieren mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Bundeswehr- und NVA-Beständen. Dass die Nato in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.
Am vergangenen Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und "Völkermord" und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Dennoch betonte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt, dass die Verhandlungen mit Russland fortgesetzt werden sollen. Moskau bestreitet die Schuld am Tod der Zivilisten.

© dpa-infografik GmbH
Die weiteren Meldungen des Tages Mehrere Flughäfen in Südrussland bleiben bis 13. April geschlossen08:35 Uhr: Wegen des Krieges in der Ukraine haben Russlands Behörden die Flugverbote im Süden des eigenen Landes zum siebten Mal verlängert - diesmal bis zum 13. April. Insgesamt elf Flughäfen blieben weiterhin gesperrt, darunter der im Schwarzmeer-Kurort Anapa, in Rostow am Don und in der Großstadt Krasnodar, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Mittwoch mit. Auch die Flughäfen von Gelendschik, Woronesch sowie in Simferopol auf der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim sind demnach weiter von Luftraumbeschränkungen betroffen. Die Verbote, die eigentlich an diesem Donnerstag hätten enden sollen, gelten den Angaben zufolge bis 13. April, 2:45 Uhr MESZ.
"Brauchen Taten": Polens Vizeaußenminister fordert Scholz zu Reise nach Kiew auf06:45 Uhr: Nach den Kriegsgräueln in der ukrainischen Stadt Butscha hat der polnische Vizeaußenminister Szymon Szynkowski vel Sek Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, zu einem Solidaritätsbesuch in die Ukraine zu reisen. "Wenn er wirklich was tun möchte, sollte er eher nach Kiew fahren, als den russischen Präsidenten anzurufen", sagte Szynkowski vel Sek der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bei einem Besuch in Berlin.
Die Anrufe bei Wladimir Putin hätten keinen Sinn und bisher auch nichts gebracht. "Wenn man jetzt diesen Völkermord ansieht: Mit dem Täter sollte man nicht verhandeln, man sollte eher dem Opfer helfen."
Die Rolle, die Deutschland im Ukraine-Krieg eingenommen habe, sei enttäuschend, sagte Szynkowski vel Sek. Er habe sich erhofft, dass Berlin eine starke Antwort auf die russische Aggression geben werde. Das sei aber nicht umgesetzt worden.
In der Vergangenheit seien viele Politiker taub gewesen und hätten nicht auf Warnungen vor Putin gehört - auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Von den aktuellen Politikern forderte der polnische Vizeaußenminister hingegen Taten statt Worte. "Jetzt glaube ich aber, dass die deutschen Politiker und die Regierung eine gewisse Chance haben, diese Fehler aus der Vergangenheit zu löschen. Aber dafür brauchen wir jetzt Aktivität, Mut und Taten."

Krieg in der Ukraine
Was bisher über die mutmaßlichen Gräueltaten von Butscha bekannt ist Neuseeland weitet Sanktionen gegen Russland aus04:54 Uhr: Neuseelands Regierung weitet als Reaktion auf die Gräueltaten an Zivilisten in der Ukraine die Sanktionen gegen Russland aus. Unter anderem würden Einfuhrzölle in Höhe von 35 Prozent auf alle russischen Importe erhoben, teilte Außenministerin Nanaia Mahuta am Mittwoch mit. Zudem sollen die bereits bestehenden Exportverbote auf Produkte ausgedehnt werden, die eng mit strategischen russischen Industrien verbunden seien. "Die Bilder und Berichte über Gräueltaten an Zivilisten in Butscha und anderen Regionen der Ukraine sind abscheulich und verwerflich", betonte die Ministerin.
Weitere Tote nach russischen Angriffen im Großraum Kiew04:47 Uhr: Trotz des internationalen Drucks nach den mutmaßlichen Gräueltaten von Butscha hat Russland seine Angriffe auf die ukrainische Hauptstadtregion fortgesetzt. In den Dörfern Welyka Dymerka und Bogdanikowa sind laut Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft vom Dienstag zwölf Menschen durch Artillerie getötet worden. Auch in der Region Lwiw im Westen der Ukraine haben sich am Dienstagabend mehrere Explosionen ereignet.
"Alle müssen in den Schutzräumen bleiben", schrieb Gouverneur Maksym Kosytsky im Onlinedienst Telegram und verwies auf Explosionen nahe Radechiw, einer rund 70 Kilometer nordöstlich von Lwiw gelegenen Stadt, die bislang von Angriffen weitgehend verschont geblieben war. Später schrieb er, bislang gebe es keine Berichte über Opfer.
Bericht: Ukrainerin stiehlt Munition von russischen Truppen04:00 Uhr: Im Gebiet Kiew hat eine ältere Frau nach Medienberichten von russischen Einheiten Munition gestohlen, während diese schliefen. Ihre "Beute" habe sie dann im Hasenstall versteckt und später an ukrainische Soldaten übergeben, berichtete die ukrainische Agentur Unian in der Nacht zu Mittwoch unter Berufung auf ein vom Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Heraschtschenko, in seinem Telegram-Kanal geteilten Video.
Die Frau habe gesagt, sie habe keine Angst gehabt, als die russischen Truppen in ihr Dorf Peremoha kamen, schreibt Unian. Sie habe aber beschlossen, diese zu "entwaffnen". Als nun kürzlich ukrainische Truppen in ihr Dorf kamen, habe sie den Soldaten die Munition übergeben.
Zeitung: Video von tödlichen Schüssen auf Radfahrer in Butscha03:55 Uhr: Im Streit über die Deutung der Gräuel von Butscha im Ukrainekrieg hat die "New York Times" Videoaufnahmen vom Tod eines Zivilisten durch russische Soldaten veröffentlicht. Das Video zeige, wie ein Zivilist sein Fahrrad durch Butscha schiebe und an einer Straßenecke durch Schüsse aus den Türmen von zwei russischen Schützenpanzern getötet wird, berichtete die Zeitung in der Nacht zum Mittwoch.
Das Video von Ende Februar stamme vom ukrainischen Militär und sei von der Zeitung unabhängig verifiziert worden. Die Leiche des Mannes sei schließlich nach dem Abzug der russischen Truppen an exakt jener Stelle gefunden worden, die auch im Video zu erkennen ist.
Schon am Vortag hatte die "New York Times" Satellitenbilder aus Butscha veröffentlicht. Deren Datum-Einblendungen zeigen, dass sich die Überreste mehrerer Menschen bereits Mitte März auf Straßen befanden - also noch vor dem Abzug russischer Truppen. Die Todesursache der Menschen sei daraus allerdings nicht klar ersichtlich, hieß es weiter.
Auf später veröffentlichten Videos war zu sehen, dass drei der Menschen neben Fahrrädern lagen. Bei einigen waren die Hände zusammengebunden. Die am Wochenende nach dem Abzug russischer Truppen bekanntgewordenen Gräueltaten sorgen international für Entsetzen.
Die Ukraine macht für das Massaker das russische Militär verantwortlich, das die Stadt bis vor kurzem besetzt hatte. Moskau bestreitet das und behauptet, es handele sich um eine Inszenierung. Die russischen Truppen hätten Butscha am 30. März verlassen, aber die Körper wirkten, als seien die Menschen erst danach gestorben, erklärte das Verteidigungsministerium am Sonntag.

Krieg in der Ukraine
Weißes Haus: Gräueltaten in Butscha womöglich "Spitze des Eisbergs" Ukraine: Verbleib von rund 400 Personen aus Hostomel unklar02:31 Uhr: Nach den 35 Tagen russischer Besatzung in dem Kiewer Vorort Hostomel werden nach ukrainischen Angaben rund 400 Bewohner vermisst. Das sagte der Chef der lokalen Militärverwaltung, Taras Dumenko, einem lokalen Radiosender, wie die Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" in der Nacht zu Mittwoch berichtete. Behörden seien nun dabei, die Keller in dem Ort zu inspizieren.
Es fehle etwa jede Spur von dem Ehemann und dem Sohn einer Ärztin aus dem Ort, die vor zwölf Tagen mitgenommen worden seien. Man könne etwa auch Leichen von Personen nicht finden, von denen man wisse, dass sie getötet worden seien, heißt es weiter. In Hostomel selbst seien nicht so viele Leichen gefunden wurden, aber etwas weiter entfernt von dem Ort, sagte Dumenko. Mehrere Bewohner von Hostomel seien auch in Butscha gefunden worden. Aufnahmen von Leichen aus Butscha, dem Nachbarort von Hostomel, hatten am Wochenende international für Entsetzen gesorgt.
Das nordwestlich der Hauptstadt Kiew gelegene Hostomel mit dem nahen Flugplatz war seit Beginn des Kriegs schwer umkämpft. Der Großteil der ursprünglich 16.000 Einwohner floh. Vor wenigen Tagen haben ukrainische Truppen wieder die Kontrolle in Hostomel, wie auch in den Kiewer Vorstädten Butscha und Irpin übernommen.
Selenskyj fordert nach Butscha schärfere Sanktionen gegen Russland0:48 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert nach den Gräueltaten von Butscha eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. Man solle Strafmaßnahmen gegen die Russische Föderation verhängen, die der Schwere der vom russischen Militär in der Ukraine begangenen "Kriegsverbrechen" angemessen seien, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft, die in der Nacht zu Mittwoch auf Telegram veröffentlicht wurde.
Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Nordwesten der ukrainischen Hauptstadt hatten Aufnahmen von Leichen auf den Straßen des Vororts Butscha international für Entsetzen gesorgt. Die Ukraine macht russische Truppen für die Gräueltaten verantwortlich. Diese hatten die kleine Stadt bis vor kurzem besetzt. Moskau bestreitet die Vorwürfe und spricht von einer Inszenierung, allerdings ohne Beweise oder Belege. Die USA und ihre Verbündeten hatten nach Bekanntwerden der Vorfälle in Butscha neue Sanktionen angekündigt. Details dazu sollen womöglich am Mittwoch bekanntgegeben werden.
Selenskyj sagte in der Videobotschaft weiter, die ukrainischen Streitkräfte hielten die meisten Gebiete, in die Russland versucht habe, vorzudringen. Am schwierigsten sei die Lage im Donbass und im Gebiet Charkiw im Osten des Landes. Russland sei zudem dabei, mehr Truppen für eine neue Offensive in die Ukraine zu schicken. "Wir wissen von den Versuchen der russischen Führung, in ganz Russland neue Dummköpfe unter Kadetten von Militärschulen, Menschen mit Kampferfahrung und Wehrpflichtigen zu sammeln, um sie alle in einer weiteren Offensive ins Gemetzel zu schicken", sagte er.
In Kiew bereite man bereits den Besuch der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell vor, sagte Selenskyj weiter. Aus Brüssel hatte es davor geheißen, ein Treffen in Kiew solle noch vor der für Samstag in Warschau geplanten Geberkonferenz erfolgen, bei der Geld für die Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen des Kriegs gesammelt werden soll.

Bildergalerie starten
Aktualisiert am 30.03.2022, 10:54 Uhr
Am 24. Februar hat Russland auf Anordnung von Präsident Wladimir Putin mit einem breit angelegten Angriff auf die Ukraine begonnen. Nun geht der Krieg bereits in die fünfte Woche. Millionen Menschen sind auf der Flucht und immer mehr Städte in der Ukraine von den Kämpfen betroffen.
Mit Material von dpa, AFP, APA

Bildergalerie starten
Aktualisiert am 25.03.2022, 17:24 Uhr
Seit sich in der Ukraine vor acht Jahren prowestliche Kräfte durchgesetzt haben, hat sich der Konflikt mit Russland stetig zugespitzt. Jetzt führt Russland landesweit Krieg. Die Chronologie einer Eskalation.
0 Comments