05. April 2022, aktualisiert 05. April 2022, 11:19 Uhr
Diese Woche reist Von der Leyen nach Kiew. Nachdem Deutschland und Frankreich die russischen Botschafter ausgewiesen haben, will Russland nun laut Medwedew westliche Botschafter vor die Tür setzen. Die Lage im Ãberblick.
Von der Leyen und Borrell reisen diese Woche nach Kiew
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der EU-AuÃenbeauftragte Josep Borrell wollen noch in dieser Woche zu einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Kiew reisen. Dies teilt ein EU-Sprecher mit.
Dänemark weist 15 russische Geheimdienstmitarbeiter aus
Nach Deutschland und Frankreich weist auch Dänemark mehrere Russen aus. 15 russische Geheimdienstoffiziere müssen das nördlichste deutsche Nachbarland innerhalb von 14 Tagen verlassen, wie AuÃenminister Jeppe Kofod am Dienstag nach einem Treffen im parlamentarischen AuÃenausschuss in Kopenhagen bekanntgab. Man akzeptiere keine russische Spionage auf dänischem Boden, sagte er.
Nach Angaben aus Kofods Ministerium haben die betroffenen Personen unter diplomatischem Deckmantel in Russlands Botschaft in Kopenhagen gearbeitet. Das AuÃenministerium betonte zugleich, dass man die diplomatischen Verbindungen nach Moskau nicht kappen wolle. Der russische Botschafter und der Rest seiner Botschaft in der dänischen Hauptstadt seien daher nicht von der Ausweisung betroffen.
Am Montag waren auch in Berlin und Paris ähnliche Schritte ergriffen worden. Deutschland erklärte 40 russische Diplomaten zu unerwünschten Personen, was einer Ausweisung gleichkommt. Frankreich entschied ebenfalls, zahlreiche russische Mitarbeiter mit Diplomatenstatus des Landes zu verweisen, deren Aktivitäten den französischen Sicherheitsinteressen zuwiderlaufen.
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Moskau: Verhandlungen mit Kiew laufen in Videoformat weiter
Trotz bekannt gewordener schwerer Verbrechen an Zivilisten im Umland von Kiew gehen die Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland Angaben aus Moskau zufolge weiter. âDerzeit laufen intensive Verhandlungen mit der ukrainischen Seite im Videoformatâ, sagte Russlands Vize-AuÃenminister Andrej Rudenko am Dienstag in einem Interview der Agentur Interfax. Solange es noch keine Einigung über ein abschlieÃendes Dokument gebe, sei es aber zu früh, um beispielsweise über ein Treffen von Russlands AuÃenminister Sergej Lawrow und seinem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba zu sprechen.
Lawrow und Kuleba hatten sich am 10. März im türkischen Antalya getroffen. Später verhandelten in der Türkei auch die Delegationen beider Länder miteinander.
Am vergangenen Wochenende hatten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen gesorgt. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und âVölkermordâ und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Dennoch betonte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt, dass die Verhandlungen mit Russland fortgesetzt werden sollen. Moskau bestreitet die Schuld am Tod der Zivilisten.
Medwedew: âDann werden wir uns noch mit dem Gewehr im Anschlag gegenüberstehenâ
Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew reagiert auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus mehreren Ländern. Russland werde auf die gleiche Weise reagieren und die Türen zu den westlichen Botschaften zuschlagen, sagte Medwedew: âDas wird für alle billiger sein. Und dann werden wir uns am Ende nur noch mit dem Gewehr im Anschlag gegenüberstehenâ.
Steinmeier: Keine Rückkehr zur Normalität unter Putin
Nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist eine Zusammenarbeit wie in früheren Jahren mit Russland unter Wladimir Putins Führung nicht mehr möglich. âWas Russland angeht, muss ich Ihnen sagen, weià ich es nichtâ, sagte er am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin auf die Frage, ob es noch âmitâ oder nur noch âgegenâ Putins Russland eine Zukunft geben könne. âIch bin sicher, es wird in dem Russland unter Putin keine Rückkehr zur Normalität, zum Status quo ante geben.â Putin sei mittlerweile ein âeingebunkerter Kriegstreiberâ.
Man sei in vielen Punkten gescheitert, auch darin, Russland in eine europäische Sicherheitsarchitektur einzubinden. âDas ist eine bittere Bilanz, vor der wir stehenâ, sagte der Bundespräsident. âUnd zu dieser bitteren Bilanz gehört auch die Fehleinschätzung, dass wir und auch ich gedacht haben, dass auch ein Putin des Jahres 2022 am Ende nicht den totalen politischen, wirtschaftlichen, moralischen Ruin des Landes hinnehmen würde, für seine imperialen Träume oder seinen imperialen Wahn.â
Viele haben vor der Abhängigkeit vom russischen Gas gewarnt. Sie prallten an dem gewachsenen Netzwerk aus Politik und Wirtschaft ab. Zu stark die Interessen, zu niedrig der Preis, zu gut der Profit. Eine Spurensuche.
von Daniel Goffart, Florian GüÃgen, Max Haerder
Steinmeier erneuerte auch seine Selbstkritik zum Umgang mit Russland und der Einschätzung Putins. Vor allem die Warnungen der osteuropäischen Partner nach 2014 hätte man ernster nehmen müssen. Das Festhalten an der Nordstream-Pipeline 2 habe Deutschland viel Glaubwürdigkeit gekostet. Steinmeier war von 1999 bis 2005 Kanzleramtschef unter Gerhard Schröder (SPD), dann von 2005 bis 2009 und von 2013 bis 2017 AuÃenminister im Kabinett von Angela Merkel (CDU).
Ukraine: Kontrolle über Region Kiew wiederhergestellt
Die ukrainischen Behörden haben nach eigenen Angaben die Kontrolle über die gesamte Region Kiew und andere Bezirke wiederhergestellt. In seiner abendlichen Videoansprache sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, in den Regionen Kiew, Tschernihiw und Sumy weiter nördlich und östlich hätten die Besatzer Dinge getan, die die Einheimischen nicht einmal während der Nazi-Besetzung vor 80 Jahren erlebt hätten.
Australien mit neuen Sanktionen gegen Russland: Keine Luxusgüter mehr
Australien verhängt im Zuge des Krieges in der Ukraine weitere Sanktionen gegen Russland und wird die Ausfuhr von Luxusgütern an das Land verbieten. Vor allem gehe es dabei um die Einstellung der Exporte von Wein und Luxusautos, teilte das AuÃenministerium am Dienstag mit. âDiese Sanktionen richten sich gegen Präsident (Wladimir) Putin und seine wohlhabenden Unterstützer, nicht gegen gewöhnliche russische Verbraucherâ, betonte AuÃenministerin Marise Payne. âSie werden in Abstimmung mit wichtigen Partnern durchgeführt, um den Zugang der russischen Elite zu solchen Gütern einzuschränken.â
Die Regierung in Canberra hatte bereits kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Sanktionen verhängt und diese in den vergangenen Wochen immer wieder ausgeweitet. Dabei handelte es sich gröÃtenteils um gezielte Bestrafungen unter anderem für Mitglieder der Regierung, Militärführer und Dutzende âPropagandisten und Desinformationsaktivistenâ. Auch hat das Land militärische Ausrüstung in die Ukraine geschickt. âDie australische Regierung ist fest entschlossen, Russland den höchsten Preis für Präsident Putins illegalen und nicht provozierten Krieg zahlen zu lassenâ, so Payne.
Selenskyj will am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat sprechen. In Butscha seien mindestens 300 Zivilisten getötet worden, in Borodyanka und anderen Städten könne die Zahl noch höher sein. âWir sind an einer möglichst vollständigen und transparenten Untersuchung interessiertâ, sagt Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Die Ergebnisse der Untersuchung müssten der gesamten internationalen Gemeinschaft bekannt gegeben und erläutert werden. Es sei wichtig, dass Journalisten aus aller Welt nach Butscha und andere Orte reisten, um die Ermordung von Zivilisten vor Ort zu dokumentieren.
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