Ukraine-Vormarsch um Kiew - Russland-Abzug kostet Putin offenbar mehr Zeit als erhofft


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  • Erstellt: 05.04.2022, 11:32 Uhr

    Von: Franziska Schwarz, Fabian Müller

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    Wolodymyr Selenskyj (2r), Präsident der Ukraine, besucht die Stadt in der Nähe von Kiew. © President Of Ukraine/dpa

    Im Ukraine-Krieg hat die ukrainische Armee offenbar russische Truppen um Kiew zurückgedrängt. Im Osten des Landes fielen Raketen auf eine Schule. Der News-Ticker.

  • Ukraine-Konflikt*: Die Ukraine befürchtet einen massiven Angriff durch russische Truppen auf die Region Luhansk (Update vom 5. April, 6.45 Uhr).
  • Die Ukraine kann in der Region um Kiew wohl weiter Boden gut machen. Die Reorganisation der russischen Armee kostet wohl mehr Zeit, als gedacht (Update vom 5. April, 09.57 Uhr).
  • Gräueltaten in Butscha: Satellitenbilder sollen die Verbrechen, die Putins* Truppe vorgeworfen werden, bestätigen (Update vom 5. April, 9.33 Uhr).
  • Dieser News-Ticker zu den militärischen Ereignissen im Ukraine-Krieg wird fortlaufend aktualisiert. Mehr zu den Hintergründen der Ukraine-Krise* hier.
  • Update vom 5. April, 10.57 Uhr: In der Region Sumy sind offenbar die Leichen von mindestens drei misshandelten Zivilisten gefunden worden. Darüber berichtet der örtliche Gouverneur Dmytro Zhyvytskydas laut einem Bericht des ukrainischen Nachrichtenportals The Kyiv Independent. Die toten Körper seien dort gefunden worden, wo zuvor russische Truppen stationiert waren. Die Meldung ist nicht durch unabhängige Quellen geprüft. Vor zwei Tagen, am 3. April, habe sich die russische Armee aus der Region Sumy zurückgezogen.

    Großoffensive im Donbass: Russische Armee bombardiert Schule - Tausende Einwohner fliehen

    Update vom 5. April, 10.19 Uhr: Die Ankündigung Moskaus, seine Angriffe auf den Donbass im Osten der Ukraine zu konzentrieren, ist in der ostukrainische Großstadt Kramatorsk bittere Realität geworden: Die Stadt wurde in der Nacht zum Dienstag von der russischen Armee bombardiert. Bei den Raketenangriffen wurde unter anderem eine Schule im Stadtzentrum zerstört, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

    Die attackierte Schule liegt neben einem Gebäude der Polizei. Neben dem teilweise eingestürzten Schulgebäude war nach dem Angriff ein Krater mit einem Durchmesser von etwa zehn Metern zu sehen. Fensterscheiben wurden zerstört. Da sich zum Zeitpunkt des Angriffes niemand in der Schule aufhielt, gab es nach Angaben von Anwohnern offenbar keine Opfer. Aus Angst vor russischen Angriffen waren in den vergangenen Tagen Tausende Einwohner aus Kramatorsk geflohen. Die Evakuierungen per Zug mussten am Dienstagmorgen aber aufgrund der nächtlichen Bombardierungen unterbrochen werden.

    Viele Menschen sind in den vergangenen Tagen aus Kramatorsk geflohen, aus Furcht vor einer Bombardierung durch Russland. Auch dieser Mann, der am 4. April seine Tochter am Hauptbahnhof der ostukrainischen Stadt in den Armen trägt. © Fadel Senna/afp Ukraine-Krieg: Russische Truppen um Kiew offenbar zurückgedrängt

    Update vom 5. April, 9.57 Uhr: Nach Einschätzung britischer Geheimdienste haben im Ukraine-Krieg die ukrainischen Streitkräfte wichtige Regionen im Norden des Landes von den Russen zurückerobert. Russische Truppen seien in den Regionen um Tschernihiw und nördlich von Kiew zum Rückzug gedrängt worden, heißt es in einem am Dienstagmorgen veröffentlichten Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.

    Kampfhandlungen in diesen Regionen hätten im Laufe der Woche aufgrund des russischen Rückzugs deutlich abgenommen. Die aus dem Norden abgezogenen Truppen müssten mutmaßlich völlig neu ausgestattet und aufgestellt werden, bevor Moskau sie im Osten der Ukraine wieder einsetzen könne, hieß es weiter.

    Ukraine-Krieg: Satellitenbilder sollen Massaker in Butscha bestätigen

    Update vom 5. April, 9.33 Uhr: Russland behauptet, die Gräueltaten von Butscha seien von der Ukraine inszeniert - die Leichen auf den Straßen seien erst nach dem Abzug der russischen Truppen platziert worden. Videos und Satellitenbilder aus dem Kiewer Vorort sollen diese Behauptung laut einem Bericht der New York Times nun widerlegen. Die Satellitenaufnahmen zeigten, dass sich die Überreste mehrerer Menschen bereits Mitte März auf der Straße befanden, schrieb die Zeitung in der Nacht zum Dienstag. Die am Wochenende nach dem Abzug russischer Truppen mutmaßlichen Gräueltaten* im Ukraine-Krieg sorgten international für Entsetzen.

    Dieses von Maxar Technologies bereitgestellte Satellitenbild zeigt einen Überblick über zerstörte Häuser und Fahrzeuge in einer Straße in Butscha. © Uncredited/Maxar Technologies/AP/dpa Ukraine-Krieg: Sieben Fluchtkorridore für Zivilisten - Russland blockiert angeblich Hilfskonvois

    Update vom 5. April, 9.15 Uhr: Der ukrainischen Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk zufolge wurden Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die zwischenzeitlich in der westlich von Mariupol gelegenen Ortschaft Manhusch festgehalten worden sein sollen, mittlerweile wieder freigelassen. Das Rote Kreuz solle am Dienstag einen neuen Versuch starten, Menschen in Bussen aus Mariupol in die Stadt Saporischschja zu bringen.

    Update vom 5. April, 8.55 Uhr: Die Ukraine hat für diesen Dienstag die Einrichtung von insgesamt sieben Fluchtkorridoren für die Evakuierung von Zivilisten angekündigt. Die belagerte Hafenstadt Mariupol könnten Bewohner aber ausschließlich in Privatautos verlassen, sagte die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk der Agentur Ukrinform zufolge. Sie warf den russischen Truppen vor, entgegen ihrer Zusagen den Zugang nach Mariupol für Hilfkonvois weiter zu blockieren.

    Ukraine geht von „massivem Angriff“ Russlands auf die Truppen in der östlichen Region Luhansk aus

    Update vom 4. April, 21.20 Uhr: Die russischen Streitkräfte bereiten nach ukrainischen Angaben einen „massiven Angriff“ auf die Truppen in der östlichen Region Luhansk vor. Es werde Ausrüstung und Treibstoff gebracht sowie die Truppen verstärkt, teilte der Gouverneur der Region, Serhij Gaidaj, am Montag mit. „Wir glauben, dass sie sich auf einen massiven Angriff vorbereiten.“

    „Die Bombardements werden immer dichter“, sagte Gaidaj in einer Videobotschaft. Er forderte die Bewohner auf, die Region so schnell wie möglich zu verlassen. „Wartet nicht darauf, dass eure Häuser zerbombt werden“, rief er die Menschen auf. Bei der Explosion einer Mine seien am Sonntag „zwei Freiwillige“ getötet worden, sagte er weiter. Beim Angriff auf eine Kirche wurden demnach zwei Priester verletzt.

    Die ukrainischen Behörden gehen davon aus, dass sich die russischen Streitkräfte aus Gebieten im Norden der Ukraine, insbesondere um Kiew, zurückgezogen haben, um sich auf den Osten und Süden des Landes zu konzentrieren. Russland hatte seinerseits kürzlich angekündigt, dass es seine Offensive auf den Donbass konzentrieren werde, wo sich die Region Luhansk befindet.

    Pentagon: Russisches Militär hat zwei Drittel seiner Truppen um Kiew zurückgezogen

    Update vom 4. April, 18.10 Uhr: Russlands Militär hat nach Einschätzung der US-Regierung etwa zwei Drittel seiner Truppen rund um Kiew abgezogen. Die übrigen Soldaten seien weiter vor der ukrainischen Hauptstadt in Stellung gebracht, sagte ein hoher Pentagon-Vertreter am Montag. Es sei offen, ob und wann diese ebenfalls Richtung Norden abziehen würden. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Truppen umgerüstet, mit Nachschub versorgt und vielleicht sogar mit zusätzlichen Kräften verstärkt werden, um dann in die Ukraine zurückgeschickt zu werden“, sagte der Regierungsvertreter weiter. Die US-Regierung vermutet, dass sie in den Donbass im Osten der Ukraine geschickt werden.

    Die Gräueltaten in der ukrainischen Stadt Butscha seien „widerlich“ und „abscheulich“, sagte der Vertreter weiter. „Wir haben schon vorher gesagt, dass die Russen bei dieser Invasion brutal vorgehen würden, und das haben sie auch bewiesen.“ Die US-Regierung gehe davon aus, dass Russland in der Ukraine Kriegsverbrechen begehe. Was man nun in Butscha sehe, bestärke diese Befürchtung, hieß es.

    Ukrainischer Verteidigungsminister über Massaker in Butscha: „So etwas Böses darf nicht ungestraft bleiben“

    Update vom 4. April, 14.10 Uhr: „So etwas Böses darf nicht ungestraft bleiben“: Mit diesen Worten hat der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow der russischen Armee nun mit Vergeltung gedroht. Er wirft ihr ein Massaker an Zivilisten in Butscha* vor.

    „Unsere Aufklärung identifiziert systematisch alle Eindringlinge und Mörder. Alle! Jeder wird zu seiner Zeit bekommen, was er ‚verdient‘ hat“, hieß es in der auf Facebook veröffentlichten Mitteilung.

    Update vom 4. April, 11.07 Uhr: Die russischen Truppen gruppieren sich im Ukraine-Krieg um und bewegen sich jetzt verstärkt in die Donbass-Region im Osten des Landes. Das berichtete der Kyiv Independent und berief sich dabei auf Informationen des britischen Militärnachrichtendienst.

    Ukraine-Krieg: Russland-Abzug aus nächster Region - erneut Angriff auf Odessa gemeldet

    Erstmeldung vom 4. April: Sumy/Kiew - Russische Truppen sollen damit begonnen haben, sich aus der ostukrainischen Region Sumy zurückzuziehen. Es sei aber noch zu früh, um von einer Befreiung der Region zu sprechen, sagte der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, der Agentur Unian zufolge in der Nacht zu Montag in einer Videobotschaft.

    In der vergangenen Woche war demnach eine größere Zahl russischer Truppen in der Region festgestellt worden, es habe viele Angriffe auch auf Zivilisten gegeben. Russische Militärfahrzeuge seien über einen Korridor von Kiew und Tschernihiw zurück Richtung Russland gebracht worden. Nun habe man dort viele zerstörte russische Panzer und andere militärische Ausrüstung gesehen.

    Ukraine-Krieg-News: Weitere Raketen auf umkämpfte Hafenstadt Odessa

    Russische Truppen haben unterdessen die südukrainische Hafenstadt Odessa nach Angaben der Regionalverwaltung in der Nacht zum Montag erneut mit Raketen angegriffen. Dies teilte die Behörde auf Facebook mit. Einzelheiten sollten später bekannt gegeben werden. Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.

    Die Millionenstadt am Schwarzen Meer war bereits am Wochenende mit Raketen angegriffen worden. Aus dem Verteidigungsministerium in Moskau hieß es dazu, von Schiffen und Flugzeugen aus seien eine Ölraffinerie und drei Treibstofflager in der Nähe der Stadt beschossen worden.

    Nach Gräueltaten in Butscha im Ukraine-Krieg: Selenskyj appelliert an Merkel

    Am Freitag (1. April) wurde begonnen, die bisher 410 geborgenen Leichen aus der Region Kiew zu obduzieren. Außerdem begannen die Ermittlungen zu den Verbrechen im Kiewer Vorort Butscha. Das teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft mit.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* befürchtet noch schlimmere Verbrechen. Er lud die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Butscha-Reise ein. Merkel* könne sich dort - ebenso wie der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy - ein Bild von ihrer gescheiterten Russland-Politik der vergangenen Jahre machen, so Selenskyj in einer Videobotschaft.

    Die Bilder aus dem Kiewer Vorort Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden worden waren, sorgten international für Entsetzen*. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kündigte als Reaktion weitere Russland-Sanktionen an. Moskau bestreitet eine Verantwortung. (dpaAFP/frs) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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