31. März 2022, aktualisiert 31. März 2022, 09:01 Uhr
Russland hat angekündigt, die Kampfhandlungen im Nordwesten der Ukraine zurückzufahren. Dennoch bereitet sich die Ukraine auf eine russische Offensive im Osten vor. Die Lage im Ãberblick.
Die Ukraine bereitet sich nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einen massiven russischen Angriff im Osten des Landes vor. Man sehe dort eine Truppenkonzentration, sagte Selenskyj am Donnerstagmorgen. Auch auf russischer Seite hieà es, Ziel sei es, die Gebiete des Donbass zu erobern, die bisher noch nicht unter der Kontrolle der prorussischen Separatisten stehen. Diese kontrollieren Teile der rohstoffreichen Ostukraine seit 2014.
Russland hatte in der fünften Woche seines Krieges in der Ukraine angekündigt, seine militärischen Aktivitäten im Nordwesten des Landes und um die Hauptstadt Kiew zurückzufahren. Das britische Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag mit, dass man aber in den Vororten Kiews dennoch in den kommenden Tagen heftige Kämpfe erwarte. Selenskyj führte den Teilrückzug der russischen Truppen vor allem auf dortige militärische Rückschläge zurück.
Offenbar liegt dies nicht nur am Widerstand der ukrainischen Streitkräfte, die von westlichen Ländern weiter mit Waffen ausgerüstet werden. Der Chef des britischen Geheim- und Sicherheitsdienstes Government Communications Headquarters (GCHQ), Jeremy Fleming, sagte, russische Soldaten hätten in der Ukraine Befehle verweigert, ihre eigene Ausrüstung sabotiert und versehentlich eines ihrer eigenen Flugzeuge abgeschossen. âPutin hat die Situation massiv falsch eingeschätztâ, erklärte Fleming in einer Rede im australischen Canberra an der Australian National University.
Unterdessen gibt es neue Hoffnung auf Hilfe für die in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol von russischen Truppen eingeschlossenen Menschen. Der Leiter des nationalen russischen Verteidigungskontrollzentrums, Generalmajor Michail Misinzew, erklärte, Moskau sei bereit, am Donnerstagmorgen eine Waffenruhe einzuhalten und einen Evakuierungskorridor aus der belagerten Stadt Mariupol zu öffnen. Dies berichten mehrere russische Nachrichtenagenturen. In den vergangenen Tagen waren allerdings Evakuierungsversuche aus der durch russisches Bombardement stark zerstörten Stadt mehrfach gescheitert. Das britische Verteidigungsministerium sprach am Donnerstag von weiteren heftigen Kämpfen um die Stadt.
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Die Ukraine und westliche Länder sprechen von einem russischen Angriffskrieg und einer Invasion, die am 24. Februar begonnen hat. Russland hatte sein Vorgehen in der Ukraine dagegen zunächst als Spezialoperation zur Zerstörung militärischer Stützpunkte bezeichnet. Nun wird als Hauptziel die Eroberung der Ostukraine genannt. In dem Krieg sollen nach Angaben der Ukraine und westlicher Sicherheitskreise bereits mehrere Zehntausend Menschen gestorben sein. Mehr als vier Millionen Menschen sind dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zufolge inzwischen aus der Ukraine geflohen.
Russisches Verteidigungsministerium kündigt Feuerpause für Mariupol an
Der Leiter des nationalen russischen Verteidigungskontrollzentrums, Generalmajor Michail Misinzew, erklärt, Moskau sei bereit, am Donnerstagmorgen eine Waffenruhe einzuhalten und einen Evakuierungskorridor aus der belagerten Stadt Mariupol zu öffnen. Dies berichten verschiedene russische Nachrichtenagenturen.
Britischer Spionagechef: Moral der russischen Soldaten niedrig
Der Chef des britischen Geheim- und Sicherheitsdienstes Government Communications Headquarters (GCHQ), Jeremy Fleming, sagt, russische Soldaten hätten in der Ukraine Befehle verweigert, ihre eigene Ausrüstung sabotiert und versehentlich eines ihrer eigenen Flugzeuge abgeschossen. âPutin hat die Situation massiv falsch eingeschätztâ, erklärt Fleming in einer Rede im australischen Canberra an der Australian National University. Dies geht aus einer Mitschrift seiner Ausführungen hervor. âWir glauben, dass Putins Berater Angst haben, ihm die Wahrheit zu sagenâ. Es gebe Beweise dafür, dass die Moral der russischen Soldaten niedrig und ihre Ausrüstung schlecht sei, so Fleming. Reuters konnte die Analyse des GCHQ nicht unabhängig überprüfen.
Ukraine: Weitere Gespräche mit Russland am 1. April im Online-Format
Der ukrainische Verhandlungsführer David Arachamija hat weitere Gespräche mit der russischen Delegation für den 1. April im Online-Format angekündigt. Bei den jüngsten Gesprächen in der Türkei habe die ukrainische Seite erneut ein Treffen der beiden Präsidenten vorgeschlagen, teilte Arachamija am Mittwoch per Telegram mit. Die russische Delegation habe geantwortet, dazu sei ein abgestimmter Vertragsentwurf Voraussetzung. Die Ukraine bestehe darauf, dass es ein solches Treffen nicht in Russland oder Belarus geben könne, sagte der Fraktionschef der Präsidentenpartei im Parlament in Kiew.
Arachamija lobte den russischen Oligarchen Roman Abramowitsch, der an jüngsten Gesprächen beteiligt war. Dieser spiele eine positive Rolle, sagte Arachamija nach ukrainischen Medienberichten. Abramowitsch biete einen âinoffiziellen Kommunikationskanalâ, der beitrage, in normaler und nicht in diplomatischer Sprache zu diskutieren. Der Oligarch bemühe sich um Neutralität, meinte Arachamija. âObwohl wir ihn nicht als neutrale Partei wahrnehmen. Aber wir können sagen, dass er sicher neutraler ist als die offizielle Seite der Verhandlungen.â
Wirrwarr um künftigen Zahlungen an Russland für Gas
Darüber will der russische Präsident Wladimir Putin an diesem Donnerstag mit Vertretern des Energieriesen Gazprom und der russischen Zentralbank reden. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte aus Sorge vor möglichen Einschränkungen die erste von drei Krisenstufen des sogenannten Notfallplans Gas in Kraft gesetzt. Hintergrund ist die Ankündigung Russlands, Gas nur noch gegen Zahlungen in Rubel zu liefern. Deutschland und andere westliche Staaten pochen darauf, weiter in Euro und Dollar zu zahlen.
von Daniel Goffart, Florian GüÃgen, Max Haerder
Der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte am Mittwochabend nach einem Telefonat von Bundeskanzler Olaf Scholz mit Putin, die westlichen Zahlungen könnten auch nach dem 1. April wie üblich in Euro an die Gazprom-Bank gehen. Die Bank konvertiere dann das Geld in Rubel. Scholz habe dem nicht zugestimmt, sondern um schriftliche Informationen gebeten.
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