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Aufnahme vom 5. April aus Butscha: Einwohner passieren einen zerstörten russischen Panzer. © Rodrigo Abd/AP/dpaDie Bilder aus Butscha zeigen eine neue Dimension der Grausamkeit im Ukraine-Krieg. Die Suche nach den Verantwortlichen läuft auf Hochtouren.
Update vom 6. April, 9.04 Uhr: Der für das Massaker in Butscha (siehe Erstmeldung) verantwortliche Kommandeur ist angeblich identifiziert worden. Das berichte die Webseite Informnapalm.org. Sie wurde 2014 nach der Krim-Annexion von ukrainischen Freiwilligen gegründet. Der Sender n-tv machte zuerst auf die News aufmerksam.
Demnach handelt es sich um den Kommandanten von Einheit 51460 der 64. Motorschützenbrigade, was sich mit früheren Berichten über die Aufenthaltszeit von bestimmten Brigaden in Butscha decke. Ãber Twitter und Telegram habe Informnapalm.org das mitgeteilt. Das Projekt sei mithilfe frei im Internet verfügbarer Satellitenbildern zu der Erkenntnis gekommen.
Laut n-tv hat es auch seinen Namen, seine Anschrift, E-Mail-Adresse sowie Telefonnummer im Internet veröffentlicht. Das deckt sich mit Informationen der Bild. Sie berichtet an diesem Mittwoch, dass das ukrainische Verteidigungsministerium eine Liste mit etwa 1000 Namen von Soldaten veröffentlicht hat, die zur 64. Motorschützenbrigade gehörten.
Nicht alle von ihnen seien in in dem Kiewer Vorort, dessen Name inzwischen um die Welt geht,*, gewesen. Die ukrainische Seite will damit muÃmaÃlich deutlich machen, dass es die Verbrechen in Butscha mit aller Härte ahnden werde. Die Angaben sind aktuell nicht unabhängig überprüfbar.
Butscha-Massaker: Bürgermeister berichtet Details - âaus Spaà oder aus Wut erschossenâErstmeldung vom 5. April: Butscha â" Die New York Times veröffentlicht Fotos aus Butscha, die aus der Zeit vor dem Abzug der russischen Truppen stammen. Auf den Satellitenaufnahmen sind Schatten auf der StraÃe zu erkennen, die zu Videoaufnahmen passen, auf denen Leichen zu sehen waren. So das Fazit einer Analyse der New York Times. Ein Vergleich der Satellitenfotos des Unternehmens Maxar Technologies mit diversen Aufnahmen von ukrainischen Beamten und internationalen Medien habe das gezeigt. Einige der Leichen haben sich demnach bereits Wochen vor dem russischen Abzug in der gezeigten Position befunden.
US-Satellitenbilder bestätigen Leichen in Butscha vor russischem AbzugDie âhochauflösendenâ Bilder âbestätigen die jüngsten Videos und Fotos in den sozialen Medien, auf denen Leichen zu sehen sind, die seit Wochen auf der StraÃe liegenâ, erklärte ein Sprecher der US-Satellitenbildfirma.
Auf den Satellitenbildern einer StraÃe in Butscha von Mitte März* sind mehrere Leichen mutmaÃlicher Zivilisten zu sehen, die auf oder neben der Fahrbahn liegen. An dieser Stelle hatten ukrainische Beamte nach dem Rückzug der russischen Truppen Anfang April mehrere Leichen gefunden. AFP-Fotografen hatten bei einem Besuch am vergangenen Samstag rund 20 Leichen in Zivilkleidung gesehen - einige davon mit gefesselten Händen.
Die Bilder von den Leichen mutmaÃlicher Zivilisten im Ukraine-Krieg* hatten international Bestürzung ausgelöst. Zahlreiche westliche Regierungschefs hatten Moskau Kriegsverbrechen vorgeworfen. Deutschland und Frankreich wiesen am Montag dutzende russische Diplomaten aus.
Nach Gräueltaten in Butscha: Bürgermeister schildert Lage mit drastischen WortenDer Bürgermeister von Butscha hat in der Zwischenzeit um Hilfe gebeten. Er bitte insbesondere Ãrzte und Mitarbeiter verschiedener Versorgungsunternehmen, nach Butscha zurückzukehren, sagte Anatoli Fedoruk in einer am Dienstag veröffentlichten Videobotschaft. Derzeit gebe es in dem Vorort der Hauptstadt Kiew weder Strom noch Gas. âWenn Sie können, kommen Sie zurück!â
Fedoruk sagte auÃerdem der italienischen Zeitung Corriere della Sera: âMeine Leute wurden aus Spaà oder aus Wut erschossen.â Der Bürgermeister weiter: âDie Russen haben auf alles geschossen, was sich bewegt hat: Passanten, Leute auf Fahrrädern, Autos mit der Aufschrift âKinderâ. Butscha ist die Rache der Russen für den ukrainischen Widerstand.â Weil Russland militärisch nicht weitergekommen sei, âwurde eine Safari auf Zivilisten organisiertâ, meinte er. Teile der Stadt seien âin ein Konzentrationslager umgewandelt wordenâ ohne Essen und Wasser. âWer sich da raus wagte, um Nahrung zu suchen, der wurde erschossen.â
Gräultaten von Butscha: Russland bezeichnet Fotos als âFälschungâDer Kreml hat Vorwürfe gegenüber russischen Truppen vehement dementiert*. âWir weisen alle Anschuldigungen kategorisch zurückâ, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Zugleich warnte er internationale Politiker vor voreiligen Schuldzuweisungen. Es müssten alle Seiten gehört werden.
Peskow stellte weiterhin die Echtheit der zahlreichen Aufnahmen der toten Zivilisten infrage: âNach dem, was wir gesehen haben, ist dem Videomaterial in vielerlei Hinsicht nicht zu trauen, weil unsere Spezialisten aus dem Verteidigungsministerium dort Hinweise auf Videofälschungen und andere Fakes festgestellt haben.â Die Leichen seien demnach noch nicht dort gewesen, als die russischen Streitkräfte am 30. März abgezogen waren. Maxar-Satellitenbilder vom 19. und 21. März zeigen jedoch, dass sich bereits zu diesem Zeitpunkt mehrere Leichen auf der Yablonska-StraÃe in Butscha befanden.
âAbscheulichste Verbrechenâ, âZynismusâ und Gedanken an Srebrenica - Butscha schockiert Medien in aller WeltInternationale Medien haben diese russische Darstellung als âzynischâ eingeordnet: Ein Ãberblick über Pressestimmen zu den Gräueln von Butscha*.
In der Ukraine soll es nicht nur in Butscha zu Morden an der Zivilbevölkerung gekommen sein. Eine Recherche von rbb24 deckt nun weitere Gräueltaten auf*. Russische Truppen verstärken indes ihre Attacke im Osten und Süden der Ukraine. Kiews Bürgermeister Klitschko warnt vor Sprengsätzen in Häusern. Die Ereignisse in der Nacht auf Dienstag. (afp/ml)*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
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