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Franz Beckenbauer schöpft Kraft aus den Worten Gandhis, denn der Krieg aus der Ukraine geht ihm sehr nahe. © Ina FassbenderFranz Beckenbauer geht der Krieg in der Ukraine sehr nahe. Kraft findet der FuÃball-Kaiser in den Worten von Mahatma Gandhi. Er sagt: âJeder Mensch kann Gutes bewirkenâ.
München - Es ist ruhig geworden um Franz Beckenbauer (76). Seit der Diskussion um das gekaufte Sommermärchen lebt die FuÃball-Legende zurückgezogen in Ãsterreich. Doch anlässlich des 40. Geburtstags seiner Stiftung im Mai brach der Kaiser sein Schweigen und gab dem Klub-Magazin 51 ein Interview. Die tz veröffentlicht Auszüge.
Wie entstand die Idee, eine Stiftung zu gründen?
Beckenbauer: Ich habe damals für den Hamburger SV meine letzte Bundesliga-Saison als aktiver Profi gespielt. Der Mannschaftsarzt Dr. Friedrich Nottbohm kam mit der Idee auf mich zu, eine Stiftung zu starten und die Einnahmen aus meinem Abschiedsspiel als Grundkapital zu verwenden. So wurde die Franz Beckenbauer-Stiftung gegründet. Die 800.000 D-Mark, die aus dem Spiel zusammenkamen, habe ich dann noch auf eine Million D-Mark aufgestockt, damit es eine runde Sache wurde.
Warum war Ihnen diese Stiftung wichtig? Sie haben als Kind selbst arme Zeiten erlebt, wobei es auch sehr glückliche Zeiten gewesen sindâ¦
Beckenbauer: Wenn ich an meine Kindheit denke und an die Zeit, in der ich aufgewachsen bin, empfinde ich nichts als Dankbarkeit. Nach dem Krieg hatte niemand wirklich viel, aber gerade bei uns im Viertel haben ja immer alle irgendwie zusammengeholfen. Wir Kinder lernten beim FuÃball und auch generell, dass das Leben nur funktioniert, wenn man zusammenhält. Was die Stiftung betrifft: Ich wollte einfach etwas Nachhaltiges schaffen â" es war mir ein Bedürfnis, langfristig Menschen in Not zu helfen.
Ist diese Stiftung auch ein Ausdruck von Dankbarkeit?
Beckenbauer: Ja, ganz sicher, bestimmt. Ich hatte in meinem Leben viel Glück â" und ich konnte mir alles erarbeiten, wovon viele nur träumen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Du musst selbst etwas tun, aber du musst gleichzeitig Chancen im Leben bekommen.
Mahatma Gandhi, der âVater der Nationâ © imago stock&peopleWie geht es Ihnen, wenn Sie aktuell Bilder vom Krieg in der Ukraine sehen?
Beckenbauer: Diese Nachrichten, die uns aus der Ukraine erreichen, sind einfach schrecklich. Viele Menschen sterben, werden verletzt oder müssen traumatisiert flüchten â" aus ihrer Heimat. Zum Glück ist die Solidarität mit diesen Menschen in der westlichen Welt sehr groÃ, und wenn viele Menschen helfen, werden wir es schaffen, das unvorstellbare Leid der Geflüchteten, zumindest so gut es nur irgendwie geht, zu lindern.
Wie schafft man es, sich einen positiven Blick auf die Welt zu bewahren?
Beckenbauer: Angesichts der vielen schlechten Nachrichten aus aller Welt könnte man leicht das Gefühl bekommen, der Einzelne erreiche nichts. Dieser Resignation möchten wir auch mit der Stiftung entgegenwirken: Jeder Mensch kann Gutes bewirken â" jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ich möchte mir keine Welt der Verzagten vorstellen, in der nichts mehr vorangeht, weil sich alle einreden, man könne nichts erreichen.
Wie viel ist im Leben Schicksal â" und was kann man selbst bewirken?
Beckenbauer (lächelt): Eine hochphilosophische Frage. Ich denke, das Wichtigste in dieser schwierigen Zeit mit Corona, den Sorgen um das Klima und nun diesem schrecklichen Krieg in der Ukraine ist, niemals den Glauben an das Gute zu verlieren und sich Mut, Vertrauen und Motivation zu bewahren. Schicksal ist Schicksal â" aber wenn jeder Mensch danach strebt, Gutes zu tun, kann das nie verkehrt sein für diese Welt.
Was stimmt Sie zuversichtlich für die Zukunft?
Beckenbauer: Zurzeit hört man oft ein Zitat von Mahatma Gandhi, der sagte, dass in der Geschichte der Menschen die Wahrheit und die Liebe am Ende immer gewonnen haben, auch wenn das Böse eine Zeit lang unbesiegbar schien. Das sollte einem immer bewusst sein. Für unsere Stiftung konkret stimmt mich zudem zuversichtlich, dass sie auch in der Zukunft für die Menschen da sein wird. Auch wenn ich selbst nicht mehr so aktiv sein kann wie früher, wird es weitergehen. Darauf können sich Menschen in Not verlassen. Wir können selbstverständlich immer nur einen kleinen Teil beitragen. Aber ich habe über die Jahrzehnte gelernt, dass jede Hilfe zählt. Das macht mich glücklich â" und das stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft.
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