Krieg gegen die Ukraine: So ist die aktuelle Lage


Die Kämpfe an den Frontabschnitten in der Ukraine sind auch in der Nacht fortgesetzt worden.

In der belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist nach Angaben des Stadtrats eine Kunstschule Ziel eines Bombenangriffes geworden. 400 Menschen hätten dort Schutz gesucht, darunter Frauen, Kinder und Ältere, teilte der Stadtrat von Mariupol im Nachrichtenkanal Telegram mit.

Das Gebäude sei bei dem Angriff am Samstag zerstört worden. «Menschen liegen noch immer unter den Trümmern.» Es wurden zunächst keine Angaben zu Opfern gemacht. Der Stadtrat machte russische Truppen dafür verantwortlich. Das ließ sich aber nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

In Mariupol mit 400.000 Einwohnern war zuletzt auch ein Theater angegriffen worden, in dem Menschen Schutz vor Luftangriffen gesucht hatten. Es wurden zwar Verschüttete gerettet. Seit Tagen ist aber unklar, wie viele Tote und Verletzte es bei diesem Vorfall gab.

Beim Beschuss eines mehrstöckigen Wohnhauses in Charkiw im Osten der Ukraine sind nach Behördenangaben mindestens fünf Menschen getötet worden - darunter ein neun Jahre alter Junge.

Das Gebäude in der Nähe eines Industriegebiets sei in der Nacht beschossen worden und in Brand geraten, teilte die Polizei mit. Sie veröffentlichte ein Foto von dem Haus, auf dem zu sehen war, wie Rauch aus mehreren Etagen drang. Fensterscheiben wurden zerstört. Den Behörden der Stadt zufolge sind seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine vor mehr als drei Wochen allein in Charkiw 266 Zivilisten getötet worden.

Nach einem Raketenangriff russischer Truppen auf eine Kaserne in Mykolajiw im Süden der Ukraine sollen Helfer gestern mindestens 50 Tote aus den Trümmern geborgen haben. Insgesamt hätten rund 200 Soldaten in dem Gebäude geschlafen, als die Raketen einschlugen, berichtete die «Ukrajinska Prawda». Knapp 60 Verletzte seien in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Von unabhängiger Seite bestätigt sind diese Informationen nicht.

Der Bürgermeister von Tschernihiw wies in einem dramatischen Appell auf die prekäre Lage in der von russischen Truppen eingekesselten nordukrainischen Stadt hin. «Der wahllose Artilleriebeschuss der Wohngebiete dauert an, dabei sterben friedliche Menschen», sagte Wladislaw Atraschenko laut der Agentur Unian. Die Stadt erlebe eine humanitäre Katastrophe. «Es gibt keine Stromversorgung, kein Wasser, keine Heizung, die Infrastruktur der Stadt ist vollständig zerstört.»

Mit martialischen Worten über schwere russische Kriegsverluste richtete sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer nächtlichen Videobotschaft an die Bevölkerung Russland. «An den Brennpunkten besonders schwerer Kämpfe sind unsere vordersten Abwehrlinien mit Leichen russischer Soldaten praktisch überhäuft. (...) Und diese Leichen, diese Körper werden von niemandem geborgen», fuhr er fort. «Und über sie ja gen sie neue Einheiten hinweg, irgendwelche Reserven, die die russischen Befehlshaber irgendwo sammeln.»

Er könne verstehen, das Russland über schier endlose Reserven an Soldaten und Militärgerät verfüge. «Aber ich möchte von den Bürgern Russlands wissen: Was hat man mit Ihnen in diesen Jahren getan, dass Sie Ihre Verluste nicht bemerkt haben?». Schon jetzt seien mehr als 14.000 russische Soldaten getötet worden. «Das sind 14.000 Mütter, 14.000 Väter, Ehefrauen, Kinder, Verwandte, Freunde - und Ihnen fällt das nicht auf?»

Die ukrainische Darstellung zu den getöteten russischen Soldaten lässt sich nicht unabhängig überprüfen - ebenso wenig wie jene zu den eigenen militärischen Verlusten, die die Staatsführung vor rund einer Woche auf etwa 1300 Soldaten bezifferte. Die russische Seite hat bislang offiziell nur knapp 500 eigene Gefallene bestätigt.

Belarussische Bahnarbeiter sollen indes alle Schienenverbindungen zwischen Belarus und der U kraine unterbrochen haben. Der Vorsitzende der ukrainischen Eisenbahnen, Olexander Kamyschin, dankte den Kollegen in Belarus für die nicht näher beschriebene Aktion. «Mit dem heutigen Tag kann ich sagen, dass es keinen Bahnverkehr zwischen Belarus und der Ukraine gibt», wurde er von der Agentur Unian zitiert. Das würde bedeuten, dass russische Truppen in der Ukraine über diese Strecken weder Verstärkungen noch Nachschub erhalten.

Obwohl russische Truppen aus Belarus in die Ukraine eingefallen sind, hat der autoritäre belarussische Präsident Alexander Lukaschenko, der als Protegé des Kremlchefs Wladimir Putin gilt, bisher eine direkte Beteiligung seiner Truppen am Krieg im Nachbarland abgelehnt.

Auf politischer Ebene holte die Regierung in Kiew unterdessen zum Schlag gegen prorussische Parteien im Land aus und ließ deren Arbeit bis auf Weiteres verbieten. Selenskyj wandte sich erneut mit drastischen Worten an die Bevölkerung in Russland.

Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine hat die Arbeit einer Reihe von prorussischen Parteien für die Dauer des Kriegs im Land verboten. Das teilt Selenskyj mit. «Die Aktivitäten von deren Politikern, die auf Spaltung oder Kollaboration abzielen, werden keinen Erfolg haben, dafür aber eine harte Antwort erhalten», wurde Selenskyj von der «Ukrajinska Prawda» zitiert.

Zu den betroffenen Parteien gehören unter anderem die «Oppositionsplattform für das Leben» und der «Oppositionsblock», die auch im Parlament vertreten sind. Sie gelten ebenso wie die übrigen neun nunmehr verbotenen außerparlamentarischen Parteien als euroskeptisch, antiliberal oder als prorussisch.

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