Stand: 26.03.2022 09:09 Uhr
Frankreich plant mit der Türkei und Griechenland eine Evakuierungsaktion aus Mariupol. Laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyi ist die Lage dort weiterhin "tragisch". Ukrainische Streitkräfte kämpfen darum, Cherson zurückzuerobern.
Frankreich plant mit der Türkei und Griechenland eine humanitäre Aktion, um kurzfristig Menschen aus der schwer umkämpften ostukrainischen Hafenstadt Mariupol zu evakuieren. Das kündigte Präsident Emmanuel Macron nach dem EU-Gipfel in Brüssel an.
Bei der Planung für die internationale Rettungsaktion für die Bürger von Mariupol gebe es bereits konkrete Gespräche mit dem Bürgermeister sowie eine Abstimmung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj, sagte Macron. Und eine Absprache sei nun auch mit Russland erforderlich, dessen Truppen die Stadt seit Wochen belagern.
Lage "absolut tragisch"Nach Angaben von Selenskyi ist die Lage in der Stadt weiterhin "absolut tragisch". In einer Videobotschaft in der Nacht warf er Russland vor, Hilfe für Zivilisten in Mariupol zu blockieren. Bislang sei es gelungen, etwas mehr als 26.000 Zivilisten aus der heftig umkämpften Stadt zu bringen.
Auch Selenskyi fordert erneut ernsthafte Gespräche mit Russland: Der Widerstand der ukrainischen Truppen bringe die russische Führung dazu zu reden. Er betonte, die territoriale Unversehrtheit der Ukraine müsse gewahrt bleiben. Alles andere werde das ukrainische Volk nicht akzeptieren.
Geflüchtete aus Mariupol "Leichen liegen überall in der Stadt"
Schweres Ringen um die Stadt ChersonNach Angaben eines Vertreters des US-Verteidigungsministeriums kämpfen die ukrainischen Streitkräfte darum, die wichtige Stadt Cherson im Süden von den Russen zurückzuerobern. Das russische Militär habe keine so feste Kontrolle mehr über die Stadt wie zuvor, weswegen Cherson nun wieder als "umkämpftes Gebiet" zu bewerten sei.
Cherson sei eine strategisch bedeutende Hafenstadt, sagte der Beamte. Sie liegt am Beginn des Dnipro-Mündungsdeltas. Falls es den Ukrainern gelingen sollte, die Stadt zurückzuerobern, würde das den russischen Angriff auf die nahe umkämpfte Großstadt Mykolajiw erschweren. Zudem würde es eine mögliche Bodenoffensive in Richtung der Hafenstadt Odessa deutlich erschweren.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert. Bild: ISW/24.03.2022
Russischer Angriff auf Kiew weiter möglichDas ukrainische Militär hält einen großangelegten Angriff russischer Truppen auf Kiew immer noch für möglich. Dazu ziehe der Gegner weiterhin starke Kräfte zusammen, sagte Ukraines Heeres-Stabschef Olexander Grusewitsch. Zudem würden nach Erkenntnissen der Aufklärung in der Kaukasus-Republik Dagestan spezielle Einheiten für diesen Einsatz vorbereitet. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Zuletzt war es ukrainischen Truppen gelungen, in der Umgebung von Kiew mehrere Stellungen und Ortschaften zurückzuerobern.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Luftwaffen-Hauptquartier von Raketen getroffenIm Westen des Landes wurde das Hauptquartier der ukrainischen Luftwaffe in Winnyzja mit mehreren russischen Marschflugkörpern beschossen. Ein Teil der sechs Raketen sei im Anflug abgeschossen worden, die übrigen trafen das Gebäude, teilte die Luftwaffenführung auf ihrer Facebook-Seite mit. Dabei sei "erheblicher Schaden" an der Infrastruktur entstanden. Über eventuelle Opfer des Angriffs wurden keine Angaben gemacht.
Donbass: Strategiewechsel der russischen ArmeeBei der russischen Armee zeichnet sich nach offiziellen Angaben ein Strategiewechsel ab. Künftig werde sich die Armee auf die "Befreiung" der Donbass-Region im Osten des Landes konzentrieren, sagte Russlands Vize-Generalstabschef Sergej Rudskoj. 93 Prozent des Regierungsbezirks Luhansk und 54 Prozent des Bezirks Donezk seien unter Kontrolle, teilte das Verteidigungsministerium mit. Damit sei das "Hauptziel der ersten Phase der Operation" erfüllt.
Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, die ukrainischen Kräfte seien so weit geschwächt, dass man nun beginnen könne, den Großteil der Anstrengungen auf den Donbass zu richten.
Russlands Krieg in der Ukraine Neuer Schwerpunkt Donbass?
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