Wegen des Kriegs in der Ukraine: Wimbledon verbannt offenbar russische Athleten


Wegen des Kriegs in der Ukraine Wimbledon verbannt offenbar russische Athleten 20.04.2022, 12:11 Uhr

Mehrere namhafte Tennis-Profis müssen demnächst wohl zugucken, wenn das traditionsreiche Grand-Slam-Turnier in Wimbledon gespielt wird. Es soll ein Startverbot für russische und belarussische Sportler geben, heißt es einem Insider zufolge. Das wäre eine Premiere im Tennis.

Das diesjährige Grand-Slam-Turnier in Wimbledon soll offenbar ohne russische und belarussische Athletinnen und Athleten stattfinden. Grund ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Das berichtet die "New York Times" unter Verweis auf einen Sportoffiziellen, der anonym bleiben will, weil er nicht für den Ausrichter sprechen dürfe. Der All England Lawn Tennis Club hatte bereits Anfang April verkündet, mit der britischen Regierung über einen geplanten Ausschluss zu diskutieren.

Die Entscheidung soll laut des Berichts offiziell Mitte Mai verkündet werden. Das dritte Grand-Slam-Turnier der Saison wird vom 27. Juni bis 10. Juli stattfinden. Ein Ausschluss von Russen und Belarussen würde auch Weltklassespieler treffen, etwa den Weltranglisten-Zweiten Daniil Medwedew und den auf Platz acht geführten Andrej Rubljow. Bei den Frauen wäre die 15. der Welt, Anastassija Pawljutschenkowa betroffen. Für Belarus dürfte die Nummer vier der Welt, Aryna Sabalenka, nicht an den Start gehen, gesperrt wäre auch die frühere Weltranglisten-Erste Victoria Azarenka.

Der Rasenklassiker Wimbledon wäre das erste große Tennisturnier, das Individualsportler aus Russland ausschließt. Bislang durften Einzelsportler unter neutraler Flagge antreten - anders als in anderen Sportarten. Etwa in der Leichtathletik oder dem Eiskunstlauf sind russische und belarussische Athleten bereits verbannt.

Die Verbände sind sogar sportartenübergreifend suspendiert. So auch im Tennis, wo die Teams nicht beim Davis Cup und dem Billie Jean King Cup antreten dürfen. Sowohl das Herren- als auch das Damen-Turnier hatten 2021 russische Mannschaften gewonnen. Zudem wurden Turniere in Russland und Belarus abgesagt.

Ihm sei unwohl bei dem Gedanken, "ein russischer Athlet würde gewinnen und die russische Fahne hissen", hatte der britische Sportminister Nigel Huddleston gesagt. Allerdings ist das übertrieben, denn auch wenn Russen bislang weiter spielen dürfen, werden neben ihrem Namen keine Flaggen oder Länder mehr aufgeführt. Huddleston hatte verlangt, russische Spieler könnten eine "Zusicherung" abgeben, dass sie Präsident Wladimir Putin nicht unterstützen, um in Wimbledon spielen zu dürfen. Eine solche Aussage könnte allerdings sowohl die Spieler als auch ihre Familien in eine prekäre Lage bringen. Ein kompletter Bann würde dies überflüssig machen.

Bislang wohl einzigartiger Schritt

Mehrere ukrainische Sportlerinnen und Sportler hatten sich ebenfalls für einen Ausschluss starkgemacht. "Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit", sagte die frühere Spielerin und heutige Team-Kapitänin des ukrainischen Teams beim Billie Jean King Cup, Olga Sawtschuk. "Ich bin nicht diejenige, die die Entscheidung trifft, aber ich denke, dass sie auch als Einzelpersonen mit einem Spielverbot belegt werden sollten. Es kann nicht sein, dass 90 Prozent des russischen Volkes bestraft werden und 10 Prozent nicht." Auch die aufstrebende Marta Kostyuk hatte sich für einen Bann ausgesprochen.

Der Chef der Frauen-Tennis-Organisation WTA, Steve Simon, war allerdings dagegen: "Ich bin der festen Überzeugung, dass die einzelnen Athleten nicht durch die Entscheidungen einer autoritären Führung bestraft werden sollten, die offensichtlich schreckliche und verwerfliche Dinge tut", sagte er im März der BBC. Nun geht Wimbledon offenbar mit Konsequenz voran. Denn noch kein anderes Turnier hat angedeutet, einzelne Spieler ausschließen zu wollen. Für die Teilnahme an den French Open, die am 22. Mai beginnen, ist allerdings strikte Neutralität Voraussetzung.

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