Ein Frieden für die Ukraine scheint in weiter Ferne. Selenskyj attackiert Russland verbal. Der UN-Generalsekretär reist nach Moskau und Kiew. News-Ticker.
Update vom 23. April, 7.20 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat auf Russlands Konkretisierung seiner Kriegsziele reagiert. Das Gebiet, in dem Russland sich um die Rechte der Russischsprachigen kümmern sollte, „ist Russland selbst", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft in der Nacht zum Samstag.
Am Freitag hatte ein russischer hochrangiger Militär gesagt, in der zweiten Phase des Krieges in der Ukraine wolle man den Donbass im Osten sowie den Süden des Landes einnehmen. Außerdem sei da noch ein Zugang zu Transnistrien, wo auch eine „Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung" festgestellt werde.
Selenskyj sagte weiter, in Russland gebe es weder Meinungs- noch Wahlfreiheit. Es gedeihe Armut und Menschenleben hätten dort keinen Wert. Die Aussagen aus Russland bestätigten zudem, was er bereits mehrmals gesagt habe: „Dass die russische Invasion in die Ukraine nur der Anfang sein sollte und sie danach andere Länder einnehmen wollen." Mehr zu den aktuellen militärischen Ereignissen lesen Sie in unserem News-Ticker.
Dieses Videostandbild aus einem vom Pressebüro des ukrainischen Präsidenten zur Verfügung gestellte Video zeigt Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, während einer Videobotschaft am 22. April.
© Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa
Ukraine-Verhandlungen: Guterres besucht auch SelenskyjUpdate vom 23. April, 7.15 Uhr: Rund zwei Monate nach der russischen Invasion in die Ukraine wird UN-Generalsekretär António Guterres kommende Woche Russland und danach nun auch die Ukraine besuchen. Nach einem Empfang durch Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag in Moskau (Update vom 22. April, 18.35 Uhr) wird Guterres in die Ukraine weiterreisen und dort am Donnerstag unter anderem Präsident Wolodymyr Selenskyj treffen, wie die Vereinten Nationen am Freitag (Ortszeit) in New York mitteilten. Es sind jeweils auch Arbeitstreffen mit den beiden Außenministern Sergej Lawrow und Dmytro Kuleba geplant. Der UN-Chef hatte zuvor um die Treffen gebeten, um im Ringen um eine Waffenruhe in dem Konflikt zu vermitteln.
Ukraine-Verhandlungen: USA erwarten in Ramstein Vertreter zahlreicher LänderUpdate vom 22. April, 21.24 Uhr: Eine große Konferenz wirft ihre Schatten voraus: Die USA erwarten am Dienstag in Ramstein in Rheinland-Pfalz mehr als 20 Staaten. Das US-Verteidigungsministerium gab bekannt, dass 40 Nationen eingeladen worden seien. Da das Treffen nicht unter dem Dach der Nato stattfindet, können auch Nicht-Mitgliedsländer teilnehmen, wie Ministeriumssprecher John Kirby erklärte. Thema der Gespräche sind die langfristigen Sicherheitsbedürfnisse der Ukraine. In Ramstein hat die USA ihr europäisches Hauptquartier der Air Force.
Ukraine-Verhandlungen: Kremlchef Putin empfängt UN-Generalsekretär in MoskauUpdate vom 22. April, 18.35 Uhr: Nach rund zwei Monaten Krieg in der Ukraine wird Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag (26. April) nach Kremlangaben UN-Generalsekretär António Guterres in Moskau empfangen. Guterres werde sich auch zu Gesprächen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow treffen, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag mit. Der UN-Chef hatte zuvor um ein Treffen mit Putin gebeten.
UN-Generalsekretär António Guterres reist zu Wladimir Putin nach Moskau.
© Alexei Druzhinin/picture alliance
Russland bestätigt neue Gespräche mit Kiew über VerhandlungslösungUpdate vom 22. April, 18.26 Uhr: Russland und die Ukraine haben nach Angaben aus Moskau telefonisch längere Verhandlungen geführt. Der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski bestätigte in seinem Telegram-Kanal, dass er am Freitag mehrere längere Telefonate mit dem ukrainischen Chefunterhändler David Arachamija geführt habe. Zum Inhalt machte er aber keine Angaben.
Zuvor hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Ukraine dafür kritisiert, dass die Gespräche eingeschlafen seien. Moskau habe seit Tagen keine Antwort auf seine ausformulierten Vorschläge von Kiew erhalten, sagte Lawrow. Er bezweifelte, dass ukrainische Regierung an einer diplomatischen Lösung des Konflikts interessiert sei.
Ukraine-Verhandlungen: Russlands Militär verkündet neues KriegszielErstmeldung vom 22. April, 15.50 Uhr: Moskau/Paris – Das Blutvergießen im eskalierten Ukraine-Konflikt findet kein Ende. Im Gegenteil: Gerade in der Ostukraine tobt der Krieg mit großer Härte, unbestätigten Berichten zufolge erleidet auch Russland hohe Verluste.
Ungeachtet dessen gibt es auch diplomatisch kaum Fortschritte. Russlands Militär verkündete am Freitag (22. April) ein neues Kriegsziel, EU-Ratschef Charles Michel telefoniert zwar mit einer klaren Mission, aber wohl doch ohne konkrete Erfolge mit Wladimir Putin. Bewegung gibt es unterdessen in der Frage der Lieferung schwerer Waffen: Frankreich ändert seinen Kurs und spricht öffentlich über Unterstützung für die Ukraine. Dadurch wächst auch noch einmal der Druck auf Kanzler Olaf Scholz (SPD).
Ukraine-News: Russland verkündet Kriegs-Ziele - Selenskyj rügt Feuerpause-NeinRussland sprach erstmals offiziell von seinen bereits lange vermuteten Kriegszielen: Seit Beginn der „zweiten Phase der Spezialoperation" der russischen Armee in der Ukraine sei es „eine ihrer Aufgaben, die vollständige Kontrolle über den Donbass und die Südukraine zu erlangen", sagte der Generalmajor Rustam Minnekajew am Freitag laut russischen Nachrichtenagenturen.
Einen weiteren Versuch in Telefon-Diplomatie unternahm EU-Ratschef Charles Michel. Er forderte humanitären Zugang zu belagerten Städten und zum orthodoxen Osterfest am Wochenende auch sichere Korridore aus Mariupol und anderen Städten. Aus EU-Kreisen hieß es, Michel habe Putin mit Erkenntnissen zu russischen Fehleinschätzungen und Verlust konfrontiert - auch, um in ein mögliches „Informationsvakuum" um den russischen Präsidenten zu dringen. Putin seinerseits warf der Ukraine in dem Telefonat vor, eine Kapitulation der ukrainischen Kämpfer in Mariupol zu verhindern.
Zerbombte Wohnhäuser in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol.
© Ken Cedeno/Imago Images
In sehr verhärteten Fronten wurde auch über eine mögliche Feuerpause gestritten. Russland bot eine Waffenruhe für Mariupol an, sollten sich die Ukrainer dort ergeben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hingegen berichtete zuvor in seiner abendlichen Videobotschaft, Russland habe den Vorschlag einer Feuerpause über die orthodoxen Osterfeiertage abgelehnt. Dies zeige, was der christliche Glaube und einer wichtigsten Feiertage den Führern Russlands gelte, sagte Selenskyj weiter. „Wir werden aber trotzdem die Hoffnung behalten. Die Hoffnung auf Frieden, die Hoffnung darauf, dass das Leben über den Tod siegt."
Russland Gefahr für Europa? Timoschenk warnt vor Putin-„Feldzug", Scholz vor „Atomkrieg"Im Hintergrund aller internationalen Bemühungen steht eine Frage: Wie kann nicht nur der Ukraine geholfen - sondern auch eine mögliche Ausweitung der russischen Aggressionen verhindert werden? Die ukrainische Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko warnte vor einem „Europa-Feldzug" Putins. Auch im ZDF-Talk „Maybrit Illner" flogen bei der Frage, wie ein Atomkrieg zu vermeiden sei, die Fetzen. Scholz erteilte der Lieferung schwerer Waffen im Spiegel einmal mehr eine Absage. Er verwies auf eine russische „Bedrohung für Nato-Gebiet".
„Es darf keinen Atomkrieg geben", sagte Scholz in dem Interview. „Ich tue alles, um eine Eskalation zu verhindern, die zu einem dritten Weltkrieg führt." Die Bundesrepublik will ohnehin offenbar offene „schwere" Unterstützung der Ukraine vermeiden.
Ukraine-Krieg: Frankreich ändert plötzlich Kurs bei Waffenlieferungen - Zurückhaltung beendet?Frankreich schlägt nun einen anderen Kurs ein: Es liefert der Ukraine zur Abwehr des russischen Einmarsches schwere Waffen, darunter Artilleriegeschütze. Wie Präsident Emmanuel Macron der Zeitung Ouest France am Freitag sagte, würden neben Panzerabwehrraketen des Typs Milan auch die Haubitze Caesar in die Ukraine geliefert. „Wir liefern immerhin beträchtliche Ausrüstung, von den Milan über die Caesar bis hin zu verschiedenen Waffenarten", sagte Macron. An dem Kurs wolle man festhalten, ohne selbst Kriegspartei zu werden. Frankreich hatte sich bislang zu seinen Waffenlieferungen sehr bedeckt gehalten.
Wie die Zeitung unter Verweis auf Armeequellen berichtete, sollen zwölf Caesar-Haubitzen in den kommenden Tagen in der Ukraine eintreffen. Von Samstag an sollen 40 ukrainische Soldaten in Frankreich in der Bedienung der Haubitzen trainiert werden, hieß es unter Verweis auf den Élyséepalast. In Frankreich wird am Sonntag das Staatsoberhaupt gewählt. Die Ukraine soll außerdem Geschütze aus den USA sowie aus den Niederlanden Panzerhaubitzen des Typs 2000 aus deutscher Herstellung erhalten. (fn mit Material von dpa und AFP)
Rubriklistenbild: © Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa
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