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Ukraine-Botschafter Andrij Melnyk am Mittwochabend bei âMaischbergerâ in der ARD. © Screenshot: ARD-MediathekSandra Maischberger beackert Ukraine-Krieg und Corona. Botschafter Melnyk erhebt Vorwürfe. Das Wort âRücktrittâ fällt in der Sendung erstaunlich oft.
Berlin â" Bei Sandra Maischbergers* Talk zum Ukraine-Konflikt* setzt es den Vorwurf der Lüge gegen eine Ampel-Ministerin: âStimmt nicht, was die Ministerin sagtâ, gibt der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk zu Protokoll. Gemeint sind die umstrittenen Aussagen von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)* in Bezug auf zugesagte Waffenlieferungen an die Ukraine.
Melnyk macht keinen Hehl aus seiner Unzufriedenheit über weiterhin ausbleibende Lieferungen -die Lambrecht zuletzt bereits Rücktrittsforderungen einbrachten. Er stellt klar, dass Waffen nicht gleich Waffen sind: âWir haben keinen offenen Dialog darüber, was wir brauchen.â
Weil Lambrecht in den vergangenen Tagen den Eindruck vermittelte, sie beachte sehr wohl die konkreten Wünsche der Ukraine, geht Maischberger ans Eingemachte. Sie will sehr konkret wissen: âDas heiÃt, die Ministerin sagt in der Ãffentlichkeit nicht die Wahrheit?â. Melnyk nickt zwar, wählt statt dem Wort âLügeâ dann aber doch lieber das Wort âMärchenâ und macht nochmal klar: Die Zusagen der deutschen Rüstungsindustrie in Bezug auf die gewünschten Waffen an die Ukraine gebe es bereits, jedoch nicht die Genehmigung der deutschen Regierung - das sei der Punkt, an dem die Kommunikation auch am âzweiundvierzigsten Tag des Kriegesâ, so Melnyk, âsehr, sehrâ schwerfällig laufe.
âMaischberger. Die Wocheâ - diese Gäste diskutierten mit:Mit den von Deutschland gelieferten Panzerfäusten könne man die russischen Truppen nicht aus den besetzten Gebieten vertreiben, dafür brauche es âArtillerie und Mehrfach-Raketenwerferâ und âPanzerâ, so der oft wortgewaltige ukrainische Diplomat*. Melnyk ist sich sicher: âPutin kann diesen Krieg nicht gewinnen.â Der Streit um die Art der Waffenlieferungen - âdefensivâ oder âoffensivâ - âkostet leider viel zu viel Leben!â, macht Melnyk weiter Druck.
Der Journalist Gabor Steingart sieht in Sachen militärischer Unterstützung in den USA den besseren Ansprechpartner: âJoe Biden hat den Trump im Nacken und beschlossen: Nach Kabul darf Kiew nicht fallen. Die Amerikaner werden die Ukraine mit Waffen und mit Militärberatern fluten!â, ist meint er. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, verteidigt als FDP-Politikerin wenig überraschend den Kurs der Ampel-Koalition*. Sie verurteilt stattdessen die ständige Kritik: Es werde derzeit viel âStussâ über die Rüstungsindustrie gemeldet. Sie nennt das Beispiel der Panzer des Typs Gepard, die zwar bereit stünden, für die es derzeit aber âkeine Munitionâ gebe.
Ukraine-Krieg Thema bei âMaischbergerâ: Steinmeier in der Kritik - Melnyk fordert PerspektiveDer auÃenpolitische Sprecher der Linken, Gregor Gysi, ist so frei, sich selbst zu kritisieren: Es sei ein âFehlerâ, so Gysi freimütig, âlange an die guten Absichten Putins zu glaubenâ. Inzwischen sei er - der selbst noch kurz vor Kriegsbeginn den russischen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze als reine Drohgebärde zu rechtfertigen versuchte - âmit Putin völlig fertigâ und mit der âMachtpolitik dieser Kerleâ. Gysi stellt auch für den letzten Putin-Versteher seiner Partei unmissverständlich klar: âEs gibt keine Fehler, die die Nato gemacht hat, die diesen Krieg rechtfertigen würden!â
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Gregor Gysi (Die Linke) zu Gast bei âMaischberger Die Wocheâ (ARD). © Screenshot ARD MediathekAuch die Glaubwürdigkeit des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wird in der Sendung zur Disposition gestellt. Steinmeier hatte sich kürzlich für Russland-Fehleinschätzungen öffentlich entschuldigt* hatte. Zeit-Journalistin Anna Sauerbrey ist dennoch empört: âIch verstehe nicht, wieso Steinmeier das nicht hat sehen können!â Sie erinnert an die âtotale Zerstörungâ der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, eine der âersten Amtshandlungen Putinsâ. Gysi nennt die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas eine âTragödieâ. Melnyk fordert, dass ânicht nur Fehlerâ eingeräumt werden, sondern auch aufgezeigt werde, âwie es nun weitergehen soll!â.
Ukraine-Streit: Gysi warnt vor harten Schritten gegen Putin - und kassiert KontraStrack-Zimmermann kann nur so viel festhalten: âDie Zeit des Friedens ist vorbeiâ, die âPolitik des Appeasementsâ gescheitert, in Zukunft laute die Politik in Deutschland: âWachsam sein!â
Genau wie Gysi und zuvor der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj* fordert sie Ãnderungen bei den UN, vor allem das Veto-Recht Russlands sei ein Missstand. Doch als Gysi vor unüberlegten Schritten warnt, mit denen sich âPutin in die Ecke gedrängt fühlen könnteâ und die sein âHandeln irrationalerâ machen könnten, geht Strack-Zimmermann an die Decke: âWladimir Putin ist der Verbrecher und gehört in die Ecke gedrängt!â, ruft sie aus. Gysi bleibt dabei: Es dürfe nichts passieren, das zu einem Dritten Weltkrieg oder gar Atomschlag führen würde, und ergänzt spitz: âDas wäre auch das Ende unseres Landes.â
Zum Ende der Sendung gerät auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach noch mal in die Kritik. ARD-Altmeister Ulrich Wickert sagt am Abend vor der Impfpflicht-Abstimmung im Bundestag hinsichtlich des jüngsten Zickzack-Quarantäne-Kurses des Ministers: âMeine erste Reaktion: ,Jetzt muss er zurücktreten!ââ Sein Kollege Steingart wirbt für mehr Verständnis für den âliebenswerten Freakâ: âWenn alle Politiker zurücktreten würden, die mal einen Fehler gemacht haben, hätten wir keine Politik mehr.â Auch Strack-Zimmermann ist genügsam, was die Fehler der Corona-Politik angeht, und resümiert: âWenn noch mal eine Pandemie kommt, sind wir mit Sicherheit weiser.â
Fazit des âMaischberger. Die Wocheâ-TalksSandra Maischberger versucht in ihrem Talk die Ukraine als auch die Corona-Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach unter einen Hut zu kriegen. Das wirkt flieÃbandmäÃig und bringt ihr wegen eines mutmaÃlich ausgeladenen Front-Journalisten auch noch einen Twitter-Shitstorm* ein. Enno Lenze schreibt: âIch bin in Rekordzeit aus Kyiv zurückgekommen, um heute Abend bei Maischberger als Augenzeuge von den Kriegsverbrechen zu berichten. Gerade wurde ich ausgeladen. Man wolle doch mehr über Corona machen und ich werde nicht mehr gebraucht. Ok.â (Verena Schulemann)
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