Macron warnt vor weiterer Eskalation des Kriegs in der Ukraine


Britische Geheimdienste rechnen bei Sturm auf Stahlwerk mit hohen Verlusten auf russischer Seite

09.59 Uhr: Bei einem Sturm auf das umzingelte Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Stadt Mariupol hätten die russischen Truppen nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten hohe Verluste zu erwarten. Das teilte das Verteidigungsministerium in London in seinem täglichen Geheimdienst-Update mit. Die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, eine Blockade um das Stahlwerk zu errichten, weise auf den Wunsch hin, den ukrainischen Widerstand in Mariupol in Schach zu halten und russische Streitkräfte für den Einsatz in anderen Teilen der östlichen Ukraine verfügbar zu machen, so die Mitteilung weiter.

Mariupol war kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges vor zwei Monaten eingekreist worden. Einzig in dem Azovstal-Werk harren noch mehrere Hundert ukrainische Soldaten aus. Bei ihnen sollen nach ukrainischen Angaben zudem noch etwa 1000 Zivilisten sein.

Satellitenaufnahmen weisen auf mögliches Massengrab bei Mariupol hin

09.40 Uhr: In der Nähe der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine sollen Medien zufolge Satellitenbilder auf ein mögliches Massengrab hinweisen. Der US-Satellitenfotodienst Maxar verbreitete Aufnahmen, die in dem Vorort Manhusch mehrere ausgehobene Grabstellen zeigen sollen.

Wadym Bojtschenko, Stadtrat und Bürgermeister von Mariupol, sprach von Gräbern für bis zu 9000 Leichen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor von Zehntausenden Toten in der wochenlang umkämpften Hafenstadt gesprochen. Die ukrainischen Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Präsident Selenskyj hat sich zu dem mutmaßlichen Massengrab bisher nicht öffentlich geäußert.

Ein Maxar-Satellitenfoto von Manhusch, das rund 20 Kilometer westlich der Hafenstadt Mariupol liegt, soll ein Massengrab in der Nähe eines Friedhofs parallel zum Straßenverlauf zeigen. Nach einem Bericht der US-Zeitung »The New York Times«, die die Aufnahmen nach eigenen Angaben analysiert hat, gibt es dort etwa 300 ausgehobene Grabstellen. Sie sollen innerhalb von zwei Wochen zwischen März und April angelegt worden sein, wie ein Vergleich der Aufnahmedaten gezeigt habe.

Macron warnt vor weiterer Eskalation des Kriegs in der Ukraine

07.52 Uhr: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat zu massiven Anstrengungen aufgerufen, um eine weitere Eskalation des Ukrainekriegs zu verhindern. Es bestehe die Gefahr, dass Russland den Konflikt weiter eskaliere und sogar Chemie- oder Nuklearwaffen einsetze, sagte Macron in einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und weiteren europäischen Medien (Freitagsausgaben). Ein weiteres Eskalationspotenzial sei »die Bereitschaft von verbündeten Ländern oder anderen Mächten«, in den Krieg einzugreifen. »Unsere Verantwortung liegt darin, alles zu tun, um eine Feuersbrunst zu verhindern«, betonte Macron.

»Angesichts der Kriegsverbrechen, die Russland begangen hat, der Art und Weise seiner Kriegsführung im Donbass und in Mariupol, der atomaren Provokationen Ende Februar muss man ganz klar sagen: Russland hat einen Willen zur Eskalation«, sagte der französische Präsident. Den Test einer russischen Interkontinentalrakete am Mittwoch bezeichnete er als »sehr besorgniserregend«.

Macron warnte vor einer »Unterjochung« Europas als Folge des russischen Kriegs in der Ukraine. Europa müsse neben seiner Politik des Drucks und der Sanktionen gegen Russland weiter mit seinen Partnern »am Persischen Golf, in Indien, in China« im Gespräch bleiben und eine Vermittlerrolle einnehmen, sagte der Präsident. »Es darf nicht sein, dass nur die USA und Europa Russland die Stirn bieten, und der Rest macht sich einen schlanken Fuß.«

Unionsfraktion kündigt Antrag zu Waffenlieferungen im Bundestag an

07.30 Uhr: Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will mit einem Antrag im Bundestag die Bundesregierung zu Bewegung in der Frage von Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine drängen. Unionsfraktionsvize Johann Wadephul (CDU) sagte am Freitag im ZDF-»Morgenmagazin« auf die Frage, ob die Drohung mit dem Antrag und namentlicher Abstimmung Bestand habe, die Union habe sich dazu entschieden und bringe den Antrag ein. Es gebe eine klare parlamentarische Mehrheit für die Lieferung schwerer Waffen. Grüne und FDP seien offensichtlich mehrheitlich, wenn nicht sogar vollständig dafür, auch in der SPD gebe es dafür gewichtige Stimmen. Die Union befürworte dies seit Wochen.

»Deutschland kann liefern«, betonte Wadephul. Das müsse im Bundestag geklärt werden. Wenn die Frage der Impfpflicht eine Gewissensentscheidung gewesen sei, dann sei es diese Frage erst recht.

Die Ukraine sei einem »schrecklichen Vernichtungskrieg« ausgesetzt. Man erlebe einen »Zivilisationsbruch sondergleichen«. Der müsse gestoppt werden. Das gehe nur mit schweren Waffen, sagte der CDU-Politiker. Deutschland müsse dabei sein und der Ukraine »effektiv helfen«. Die Union biete an, über den Text des Antrags zu reden. Der Inhalt müsse aber klar sein: »Deutschland muss liefern«.

Den von der Bundesregierung geplanten Ringtausch â€" die Lieferung schwerer Waffen an andere Länder, die dafür ihrerseits schweres Gerät an die Ukraine schicken â€" sieht Wadephul als unzureichend an. »Das ist eine Ausrede nach der anderen. Das ist zu wenig und zu spät«, sagte er.

Selenskyj: Mariupol »leistet weiterhin Widerstand«

06.52 Uhr: Die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol befindet sich laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch nicht vollständig in russischer Hand. Mariupol sei »eine Stadt, die Russland weiterhin Widerstand leistet, trotz allem, was die Besatzer sagen«, bekräftigte Selenskyj am Donnerstagabend in einer Videobotschaft. Sein russischer Kollege Wladimir Putin hatte zuvor gesagt, die Stadt sei »befreit«.

Mariupol wurde in den ersten Tagen des russischen Angriffs auf die Ukraine umzingelt und seitdem belagert. Evakuierungsaktionen für die Zivilbevölkerung schlugen wiederholt fehl â€" so auch am Donnerstag. Die Stadt ist mittlerweile weitgehend zerstört. Die ukrainische Seite spricht von zehntausenden Toten.

Die verbleibenden ukrainischen Soldaten haben sich im weitläufigen Industriekomplex des Konzerns Asow-Stahl verschanzt. Ukrainischen Angaben zufolge sind auch Zivilisten bei ihnen. »Sie haben fast keine Lebensmittel, kein Wasser und keine lebenswichtigen Medikamente«, erklärte das ukrainische Außenministerium.

Putin ordnete an, das Werk weiter zu belagern â€" so engmaschig, dass »keine Fliege mehr heraus kann«. Eine Erstürmung sei hingegen nicht sinnvoll. »Wir müssen an das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten und Offiziere denken«, sagte der Staatschef.

Der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch relativierte indessen Putins Angaben noch weiter als sein Chef: »Die unmittelbare Gefahr, Mariupol zu verlieren, hat sich aufgelöst«, sagte er in Kiew. Seiner Ansicht nach hat Moskau nicht genügend Truppen, um das Stahlwerk zu umzingeln.

Während der Belagerung war es nur selten gelungen, Zivilisten aus der umkämpften Stadt in Sicherheit zu bringen.

Offenbar keine Feuerpause über orthodoxe Feiertage

06.00 Uhr: Russland habe den Vorschlag einer Feuerpa use über die orthodoxen Osterfeiertage abgelehnt, hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videobotschaft in der Nacht zum Freitag mitgeteilt. Dies zeige, was der christliche Glaube und einer der fröhlichsten und wichtigsten Feiertage den Führern Russlands gelte. »Wir werden aber trotzdem die Hoffnung behalten. Die Hoffnung auf Frieden, die Hoffnung darauf, dass das Leben über den Tod siegt«. Noch immer harren wohl mehr als 100.000 Menschen in Mariupol aus. Bei Angriffen im Osten und Süden der Ukraine gab es erneut Tote. Der ukrainische Präsident Selenskyj benötigt Hunderte Milliarden Dollar für den Wiederaufbau seines Landes. Einen Überblick über alles, was in der Nacht geschah, lesen Sie hier.

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Abkehr von Putins Blockade-Taktik? : Ukraine meldet russische Angriffe auf Asow-Stahlwerk in Mariupol