Die Situation in der Hafenstadt Mariupol ist ukrainischen Angaben zufolge äuÃerst ernst. Im Folgenden ein Ãberblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.
Von red/dpa
17.04.2022 - 09:30 Uhr
In der umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol ist die Lage laut Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerst ernst. Die Situation dort sei zudem âeinfach unmenschlichâ. Moskau rief die ukrainischen Truppen zur Aufgabe auf. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen appellierte an die EU-Länder, der Ukraine schnell Waffen zu liefern. Oberstes Ziel eines anstehenden, sechsten Sanktionspaketes der EU gegen Russland sei, Moskaus Einnahmen zu schrumpfen.
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Selenskyj beschuldigte in einer Videobotschaft in der Nacht zu Sonntag Moskau, bewusst zu versuchen, alle Menschen in Mariupol auszulöschen. Um die Situation in der Stadt zu beeinflussen, sagte Selenskyj weiter, gebe es nur zwei Möglichkeiten. Entweder die Partnerländer der Ukraine stellten sofort alle notwendigen schweren Waffen zur Verfügung, auch Flugzeuge, damit man den Druck auf Mariupol verringern und die Stadt deblockieren könne. Der zweite Weg sei ein Verhandlungspfad, bei dem auch die Partner eine maßgebliche Rolle spielen müssten.
Einsatz von ÜberschallbomberMariupol gilt als seit Anfang März eingekesselt. Durch die der mehr als eineinhalb Monate andauernden Kämpfe und Bombardierungen wurde die Stadt verwüstet und eine unbekannte Anzahl von Zivilisten getötet. In den vergangenen Tagen drangen russische Truppen ins Zentrum vor. Russischen Angaben zufolge verschanzten sich mittlerweile alle verbliebenen ukrainischen Kämpfer - deren Zahl nicht mehr als 2500 sein soll - in dem Stahlwerk Asowstal.
Der Einsatz von Tu-22M Überschallbombern durch die russischen Streitkräfte b eim Angriff auf das Asowstal-Werk könne auf die Absicht hindeuten, den Kampf bald zu beenden, indem sie die verbliebenen ukrainischen Kämpfer mit Feuerkraft vernichteten, schrieb das US-Kriegsforschungsinstitut Institute for the Study of War (ISW) in seiner jüngsten Ukraine-Analyse.
Forderung zur Niederlegung der WaffenIn der Nacht rief die russische Armee die ukrainischen Streitkräfte in Mariupol erneut zur Aufgabe auf. Unter Berücksichtigung der âkatastrophalen Situationâ im Stahlwerk Asowstal biete man den eingeschlossenen ukrainischen Kämpfern sowie âausländischen Söldnernâ an, die Feindseligkeiten einzustellen und am Sonntag ab 6.00 Uhr Moskauer Zeit (5.00 Uhr MEZ) die Waffen niederzulegen, hieß es in einer Mitteilung von Generaloberst Michail Misinzew aus dem russischen Verteidigungsministerium. Allen, die ihre Waffen niederlegten, sei ihr Leben garantiert.
Selenskyj: Moskaus Vorgehen in Mariupol könnte Verhandlungen beendenSelenskyj drohte Russland mit einem Ende der Friedensverhandlungen, falls die ukrainischen Kämpfer in der Hafenstadt Mariupol getötet werden sollten. âDie Vernichtung unserer Jungs in Mariupol, das was sie gerade tun (...), könnte einen Schlussstrich unter jede Form von Verhandlungen setzen â, sagte Selenskyj in einem Interview mit örtlichen Internetmedien.
Gouverneur: Russische Truppen warten auf besseres WetterDer Gouverneur des ostukrainischen Gebiets Luhansk erklärte, Russland habe bereits Zehntausende Soldaten für eine baldige Offensive im Osten der Ukraine zusammengezogen. Zudem seien Hunderte Einheiten Technik in die Region transportiert worden, sagte Serhij Hajdaj. Seiner Einschätzung nach warteten die russischen Truppen nur noch auf besseres Wetter, um dann zeitgleich in den Gebieten Luhansk und Donezk ihre Angriffe zu starten. In beiden Regionen soll nach Wettervorhersagen voraussichtlich Mitte kommender Woche der Regen aufhören und am Samstag wieder beginnen. Am kommenden Sonntag feiert die russisch-orthodoxe Kirche Ostern.
Forderung nach schnelleren Waffenlieferungen für UkraineSelenskyj forderte erneut mehr Tempo bei den Waffenlieferungen für sein Land. âVon dem Moment an, an dem sie sagen, wir haben beschlossen, der Ukrain e Waffen zu liefern, bis unsere Streitkräfte die Waffen erhalten, können zwei bis drei Wochen vergehenâ, sagte der Staatschef in einem Interview für ukrainische Internetmedien. Der Prozess dauere zu lange. Selenskyj fand offenbar bei EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bereits Gehör. Sie appellierte an die Länder der EU, der Ukraine schnell Waffen zur Verfügung zu stellen. âFür alle Mitgliedstaaten gilt, wer kann, sollte schnell liefern, denn nur dann kann die Ukraine in ihrem akuten Abwehrkampf gegen Russland bestehenâ, sagte von der Leyen der âBild am Sonntagâ. âIch unterscheide nicht zwischen schweren und leichten Waffen. Die Ukraine muss das bekommen, was sie zur Verteidigung braucht und was sie handhaben kann.â
Von der Leyen: Öl und Banken im Visier für nächstes EU-SanktionspaketZu den Kernpunkten eines sechsten Sanktionspaketes der EU gegen Russland, das zurzeit vorbereitet wird, sagte von der Leyen: âWir sehen un s weiter den Bankensektor an, insbesondere die Sberbank, die alleine 37 Prozent des russischen Bankensektors ausmacht. Und natürlich geht es um Energiefragen.â Man entwickle zudem gerade âkluge Mechanismenâ, damit im nächsten Sanktionsschritt auch Öl einbezogen werden kann.
Özdemir fordert mehr Waffen für UkraineErnährungs- und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir dringt auf eine Ausweitung der Waffenlieferungen in die Ukraine, um eine globale Hungerkrise abzuwenden. âUns erreichen alarmierende Nachrichten aus der Ukraine, wo russische Truppen offenbar gezielt auch landwirtschaftliche Infrastruktur und Lieferketten zerstörenâ, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediegruppe (Sonntag). Das könne langfristige Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der ukrainischen Landwirtschaft und damit auf die Weltversorgung haben.
Das wird heute wichtigPapst Franziskus feiert an diesem Sonntag auf dem Petersplatz in Rom die große Messe zum Ostersonntag. Es wird erwartet, dass Franziskus die Gelegenheit wieder zu einem Appell für den Frieden nutzen wird. Innerhalb der Ukraine richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Lage in Mariupol. In Berlin geht die Diskussion um die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland an die Ukraine weiter.
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