Die russischen Truppen haben ihre Angriffsbemühungen nach ukrainischen Angaben im Donbass-Gebiet verstärkt. "In Richtung Donezk führt der Feind Angriffshandlungen entlang der gesamten Frontlinie durch", teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Samstagmorgen mit.
Die stärksten russischen Angriffe zielen demnach auf die Großstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk. Daneben berichtet der Generalstab von anhaltenden Sturmversuchen in Rubischne, Popasna und Marjinka. Die Angriffe seien abgewehrt worden.
Interview Krieg in der Ukraine
So werden Kriegsverbrechen in der Ukraine dokumentiert von Marie IllnerNördlich davon versuchen die russischen Truppen bei der Stadt Isjum im Gebiet Charkiw weiter nach Süden vorzustoßen, um die ukrainischen Truppen einzukesseln. Nach ukrainischen Angaben ist an den Angriffen auch die russische 64. motorisierte Schützenbrigade beteiligt, die in der Kiewer Vorstadt Butscha im Einsatz war.
Bilder von mehr als 400 getöteten Zivilisten dort hatten weltweit Entsetzen ausgelöst. Kiew hatte den russischen Soldaten daher Kriegsverbrechen vorgeworfen, Moskau bestreitet, etwas mit den Gräueltaten zu tun zu haben. Russlands Präsident Wladimir Putin zeichnete die Brigade aus.
An den südlichen Frontabschnitten verstärken die Russen demnach ebenfalls den Druck. Während es in Mariupol keine Lageveränderungen gibt, sollen die russischen Truppen im Gebiet Saporischja um Kämpfer der Söldnereinheit "Wagner" verstärkt worden sein. Kiew spricht von etwa 200 Wagner-Kämpfern. Unabhängig konnten die Berichte nicht überprüft werden.

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Aktualisiert am 22.04.2022, 10:02 Uhr
Der Krieg in der Ukraine geht nun bereits in seine achte Woche über. Die Hafenstadt Mariupol wird seither durch das russische Militär belagert - geplante Fluchtkorridore scheiterten wiederholt. Aufnahmen aus Mariupol zeigen die Zustände in der hart umkämpften Stadt.
Die Lage im Überblick:Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine verkündet.
Im Fokus der Osten des Landes und Verortung des Stahlwerkes in Mariupol sowie Aktualisierung mit von russischen Truppen besetzten Gebieten © dpa-infografik GmbH
Die ukrainische Armee wehrt sich nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 20. April), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.
Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Bundeswehr- und NVA-Beständen. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.
Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden.
Am 18. April soll laut ukrainischer Aussage eine lange vorbereitete Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine begonnen haben.
Nothilfe
Ukraine: Helfen Sie den Kindern mit Ihrer Spende Die weiteren Meldungen des Tages Russland wirft USA geplante Provokation mit ABC-Waffen in Ukraine vor11:55 Uhr: Die russische Führung beschuldigt die USA einer geplanten Provokation, um Russland den Einsatz von Massenvernichtungswaffen in der Ukraine unterzuschieben. "Die Inszenierung eines Einsatzes von Massenvernichtungswaffen dient dazu, Russland der Nutzung verbotener Waffen zu bezichtigen, um anschließend das sogenannte 'syrische Szenario' zu verwirklichen, bei dem der betreffende Staat wirtschaftlich und politisch isoliert und zudem aus internationalen Organisationen, wie dem UN-Sicherheitsrat ausgeschlossen wird", sagte der Chef der ABC-Schutztruppen, Igor Kirillow am Samstag.
Schon in den vergangenen Wochen hätten die Anführer westlicher Staaten regelmäßig mit Aussagen provoziert, dass Russland in der Ukraine den Einsatz einer taktischen Atombombe, von Chemie- und Biowaffen plane. Ziel sei es, den Druck auf Russlands Verbündete Indien und China zu erhöhen, damit diese sich den Sanktionen anschlössen, behauptete Kirillow.
Tatsächlich werfen sich sowohl Russland als auch die Ukraine und ihre Unterstützer gegenseitig seit Wochen Pläne für den Einsatz der international geächteten Massenvernichtungswaffen vor. Russland hatte seinen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar sogar unter anderem mit den Behauptungen begründet, in ukrainischen Labors werde an Biowaffen geforscht und das Land baue an einer Atombombe. Bislang gibt es keine Beweise für die Vorwürfe.
London: Schwere Kämpfe in Mariupol dauern an und bremsen Russen aus10:39 Uhr: Nach Einschätzung britischer Geheimdienste finden trotz der russischen Behauptung über die vollständige Einnahme der ukrainischen Hafenstadt Mariupol weiterhin schwere Kämpfe dort statt. Diese bremsten den von Russland angestrebten weiteren Vormarsch im Donbass im Osten der Ukraine weiter aus, hieß es am Samstagmorgen im täglichen Update des britischen Verteidigungsministeriums. In den vergangenen 24 Stunden habe Russland keine entscheidenden Fortschritte erzielt, da ukrainische Gegenwehr dies vereitele.
Schon seit Wochen veröffentlicht die britische Regierung in ungewöhnlich offener Art und Weise regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf des Angriffskrieges. Moskau wirft London eine gezielte Informationskampagne vor.
Russland hatte nach fast zweimonatigen schweren Kämpfen vor einigen Tagen die "volle Kontrolle" über die Hafenstadt im Südosten der Ukraine verkündet. Im weitläufigen Komplex des Stahlwerks Azovstal halten sich aber nach wie vor ukrainische Kämpfer auf, auch Zivilisten sollen dort versteckt sein.
Fluchtkorridor für Mariupol bestätigt: Neuer Versuch für Evakuierung ab 11 Uhr08:55 Uhr: Die ukrainischen Behörden haben das Zustandekommen eines Fluchtkorridors für die vom Krieg zerstörte Hafenstadt Mariupol bestätigt. "Die Evakuierung aus dem okkupierten Mariupol beginnt um 11.00 Uhr vom Einkaufszentrum "Port-City" aus", teilte der ukrainische Stadtrat von Mariupol am Samstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Busse in die von der Ukraine kontrollierte Großstadt Saporischschja seien für Frauen, Kinder und Alte gedacht, teilte die Behörde weiter mit.
In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Versuche, Zivilisten aus der Stadt zu evakuieren. Allerdings scheiterten diese Bemühungen mehrfach. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, für das Scheitern verantwortlich zu sein. Russland hat eigenen Angaben nach inzwischen die "volle Kontrolle" über die Hafenstadt im Südosten der Ukraine. Im weitläufigen Komplex des Stahlwerks Azovstal halten sich aber nach wie vor ukrainische Soldaten und Kämpfer des nationalistischen Regiments Azov auf. Daneben sollen sich auch Zivilisten in der Fabrik versteckt halten.
Ukraine: Seit Kriegsbeginn 1.200 Menschen aus Trümmern befreit06:05 Uhr: Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine vor zwei Monaten haben ukrainische Rettungskräfte mehr als 1.200 unter Trümmern verschüttete Zivilisten befreit. Das teilte der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj in einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft in der Nacht zum Samstag mit.
Zudem seien mehr als 70.000 Einheiten verschiedener Arten von Munition oder Sprengsätzen unschädlich gemacht worden, darunter 2.000 Fliegerbomben, sagte Monastyrskij weiter. Rund 12.000 Hektar Land seien auf Sprengfallen abgesucht worden.
Russland nennt Opferzahl auf untergegangenem Raketenkreuzers "Moskwa"02:32 Uhr: Eine Woche nach dem Untergang des Kriegsschiffs "Moskwa" hat die russische Führung ein Todesopfer eingeräumt, 27 Matrosen würden vermisst. "Im Kampf um das Überleben des Schiffs ist ein Soldat ums Leben gekommen, weitere 27 Besatzungsmitglieder sind verschollen", teilte das Verteidigungsministerium am Freitag laut der Nachrichtenagentur Interfax mit.
"Die übrigen 396 Crewmitglieder haben andere Schiffe, die in dem Sektor des Schwarzen Meeres waren, vom Kreuzer evakuiert und nach Sewastopol gebracht", hieß es weiter. Über die Anzahl der Verletzten gibt es keine Angaben.
Krieg in der Ukraine
Was geschah mit der "Moskwa"-Besatzung? Zweifel an offizieller Version wachsenIn früheren Berichten war die Besatzungsstärke mit etwa 500 Mann angegeben worden. Kremlkritische Medien hatten zudem nach Gesprächen mit Angehörigen über eine deutlich größere Anzahl an Toten und Vermissten gesprochen.
Die "Moskwa" war das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Während des Kriegs gegen die Ukraine wurde es für den Beschuss von küstennahen Zielen eingesetzt. Der Raketenkreuzer war mehr als 180 Meter lang, besaß eine hohe Feuerkraft und moderne Raketenabwehr. Die Ukraine gibt an, die "Moskwa" mit Antischiffsraketen versenkt zu haben. Das russische Militär bestreitet dies und behauptet, das Schiff sei nach einem Brand im Munitionsdepot untergegangen.
Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 22. April finden Sie hier
Mit Material von dpa, AFP, APA

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Aktualisiert am 14.04.2022, 06:21 Uhr
Seit sich in der Ukraine vor acht Jahren prowestliche Kräfte durchgesetzt haben, hat sich der Konflikt mit Russland stetig zugespitzt. Jetzt führt Russland landesweit Krieg. Die Chronologie einer Eskalation.
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