Putins Ukraine-Krieg im News-Ticker: Evakuierungen laufen weiter: Tausende Ukrainer fliehen aus Kiew und Mariupol


  • 11:15 Uhr: ➤ 6.600 Ukrainern gelingt die Flucht aus Kiew und Mariupol
  • 08:17 Uhr: Ukrainischer Sicherheitsrat verbietet Arbeit prorussischer Parteien
  • 06:00 Uhr: Umfrage unter Finanzexperten: Deutlicher Schaden für Russland durch Sanktionen erwartet
  • 01:16 Uhr: Ukrainische Behörden: Mehr als 260 Zivilisten in Charkiw getötet
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    ➤ 6.600 Ukrainern gelingt die Flucht aus Kiew und Mariupol

    In der Ukraine haben sich am Samstag mehr als 6.600 Menschen über Fluchtkorridore vor den Kämpfen in Sicherheit bringen können. Nach Angaben der Behörden konnten 4.128 Menschen aus der belagerten Hafenstadt Mariupol fliehen. Weitere 1.820 Menschen verließen die Hauptstadt Kiew über Fluchtkorridore.

    Auch am Sonntag sind laut einer Meldung von ukrainischer Seite in den umkämpften Städten sieben humanitäre Korridore für flüchtende Zivilisten eingerichtet worden. Über die Wege sollten auch Hilfsgüter in die Städte gebracht werden, teilte die ukrainische Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk in Kiew mit. Angelegt seien die Korridore in den Gebieten um die Hauptstadt Kiew und Charkiw sowie aus der besonders schwer von Kämpfen betroffenen Hafenstadt Mariupol in Richtung der Stadt Saporischschja.

    Für die Menschen stünden Busse bereit, sagte Wereschtschuk. Verlassen werden könne Mariupol auch mit dem Auto. Organisiert werden sollten zudem Transportmöglichkeiten für Menschen, die sich bereits zu Fuß auf den Weg gemacht hätten. Die Fluchtrouten und Wege für die Hilfslieferungen werden für jeden Tag neu angekündigt.

    Im Gebiet Kiew sollten einzelne Dörfer evakuiert und die Menschen in die Großstadt Browary gebracht werden, wo Busse für den Weitertransport warteten, sagte Wereschtschuk. Aus Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, sollten humanitäre Hilfsgüter wie Lebensmittel und Medikamente in Ortschaften in der Nähe gebracht werden, um den Menschen zu helfen.

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    Aktualisiert am 18.03.2022, 16:56 Uhr

    Seit sich in der Ukraine vor acht Jahren prowestliche Kräfte durchgesetzt haben, hat sich der Konflikt mit Russland stetig zugespitzt. Jetzt führt Russland landesweit Krieg. Die Chronologie einer Eskalation.

    Die Lage im Überblick:

    Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine verkündet.

    Russlands Einfluss nach dem Zerfall der Sowjetunion.

    © AFP

    Die ukrainische Armee wehrt sich nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es wohl Tausende Tote, wie viele Menschen bereits starben, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Über 1,5 Millionen Ukrainer sind geflohen, vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen. Die Vereinten Nationen stellen sich auf die Versorgung von bis zu vier Millionen Flüchtlingen ein.

    Die EU und die USA reagieren mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Bundeswehr- und NVA-Beständen. Dass die Nato in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

    © dpa-infografik GmbH

    Die weiteren Meldungen des Tages: Kritik an Johnson nach Vergleich zwischen Brexit und Ukraine-Krieg

    11:39 Uhr: Der britische Premierminister Boris Johnson ist am Wochenende wegen eines Vergleichs zwischen dem Kampf der Ukrainer gegen die russische Invasion und dem Votum der Briten zum EU-Austritt heftig in die Kritik geraten. Wie die Ukrainer habe sich das britische Volk mit dem Brexit für die Freiheit entschieden, hatte Johnson bei seiner Rede zur Frühjahrskonferenz der britischen Konservativen am Samstag gesagt.

    Das rief heftige Reaktionen hervor: "Boris, Deine Worte beleidigen die Ukrainer, die Briten und den gesunden Menschenverstand", twitterte der frühere EU-Ratspräsident Donald Tusk. Der frühere Brexit-Beauftragte des Europäischen Parlaments, Guy Verhofstadt, bezeichnete den Vergleich als "irre" und fügte hinzu: "Beim Brexit ging es darum, Freiheiten abzuschaffen und die EU zu verlassen... Die Ukrainer wollen mehr Freiheit und der EU beitreten!"

    Der Vorsitzende des britischen Verteidigungsausschusses und Parteikollege Johnsons, Tobias Ellwood, twitterte: "Den Kampf des ukrainischen Volkes gegen die Tyrannei Putins mit dem Votum des britischen Volks zu vergleichen, beschädigt den Standard an guter Staatsführung, den wir in Ansätzen gesehen haben." Um den russischen Präsidenten Putin zu besiegen, brauche es internationale Führung und Einigkeit. Der Chef der britischen Liberaldemokraten Ed Davey bezeichnete Johnson als "nationale Schande".

    Johnson, der sich durch sein entschiedenes Eintreten für Sanktionen gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine seit Beginn des Kriegs von einer schweren politischen Krise erholte, hat mit der Äußerung erneut Zweifel an seinen Führungsqualitäten geweckt. Noch vor einigen Wochen galt ein Misstrauensvotum in der eigenen Partei wegen mutmaßlicher Lockdown-Partys im Regierungssitz Downing Street als nicht unwahrscheinlich. Gegen Johnson wird deswegen derzeit sogar polizeilich ermittelt.

    Aktualisiert am 14.03.2022, 15:46 Uhr

    Ein Drohnen-Video zeigt nach Attacken der russischen Streitkräfte dunkle Rauchwolken, die über der Stadt Mariupol aufsteigen. Mehrere Häuser sind getroffen worden. Die Bevölkerung der Stadt, die für Russland von großer strategischer Bedeutung ist, ist seit Tagen von der Grundversorgung abgeschnitten.

    Russland setzt erneut Hyperschallrakete ein

    10:26 Uhr: Das russische Militär hat abermals die Hyperschall-Rakete "Kinschal" (Dolch) eingesetzt und damit nach eigenen Angaben ein Treibstofflager im Süden der Ukraine getroffen. Der Militärstützpunkt im Gebiet Mykolajiw sei aus dem Luftraum über der von Russland annektierten Halbinsel Krim angegriffen worden, sagte Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, am Sonntag in Moskau.

    "Von diesem Stützpunkt aus wurden die meisten Treibstofflieferungen für ukrainische Panzerfahrzeuge abgewickelt." Kalibr-Marschflugkörper hätten zudem Reparaturwerkstätten für ukrainische Panzer getroffen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Am Samstag hatte Russland das erste Mal seit Beginn des Krieges über den Einsatz seiner neuen ballistischen Luft-Boden-Rakete "Kinschal" berichtet. Bisher kamen die Waffen vor allem bei Manövern zum Einsatz. Die "Kinschal"-Raketen können nach Angaben aus Moskau bis zu zehnfache Schallgeschwindigkeit erreichen.

    Nach russischen Angaben sollen zudem bei einem Angriff auf ein Trainingszentrum der ukrainischen Spezialeinheiten im Gebiet Schytomyr mehr als 100 Soldaten und Söldner getötet worden seien.

    Stadtrat von Mariupol: Verschüttete nach Angriff auf Kunstschule

    09:20 Uhr: In der belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist nach Angaben des Stadtrats eine Kunstschule Ziel eines Bombenangriffes geworden. 400 Menschen hätten dort Schutz gesucht, darunter Frauen, Kinder und Ältere, teilte der Stadtrat von Mariupol am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Das Gebäude sei bei dem Angriff am Samstag zerstört worden. "Menschen liegen noch immer unter den Trümmern." Es wurden zunächst keine Angaben zu Opfern gemacht. Der Stadtrat machte russische Truppen dafür verantwortlich. Das ließ sich aber nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

    In Mariupol mit 400.000 Einwohnern war zuletzt auch ein Theater angegriffen worden, in dem Menschen Schutz vor Luftangriffen gesucht hatten. Es wurden zwar Verschüttete gerettet. Seit Tagen ist aber unklar, wie viele Tote und Verletzte es bei diesem Vorfall gab.

    Krieg in der Ukraine

    Überblick: Was in der Nacht geschah - und was heute wichtig wird Ukrainischer Sicherheitsrat verbietet Arbeit prorussischer Parteien

    08:17 Uhr: Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine hat die Arbeit einer Reihe von prorussischen Parteien für die Gültigkeitsdauer des Kriegsrechts im Land verboten. Das teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zum Sonntag per Videobotschaft mit. "Die Aktivitäten von deren Politikern, die auf Spaltung oder Kollaboration abzielen, werden keinen Erfolg haben, dafür aber eine harte Antwort erhalten", wurde Selenskyj von der "Ukrajinska Prawda" zitiert.

    Zu den betroffenen Parteien gehören unter anderem die "Oppositionsplattform für das Leben" und der "Oppositionsblock", die auch im Parlament vertreten sind. Sie gelten ebenso wie die übrigen neun nunmehr verbotenen außerparlamentarischen Parteien als euroskeptisch, antiliberal oder als prorussisch. Das Justizministerium wurde laut Selenskyj angewiesen, den Beschluss des Sicherheitsrats umzusetzen.

    Umfrage unter Finanzexperten: Deutlicher Schaden für Russland durch Sanktionen erwartet

    06:00 Uhr: Die wirtschaftlichen Folgen der Russland-Sanktionen in Deutschland und im Euroraum halten sich nach Einschätzung von Finanzmarktexperten laut einer Umfrage in Grenzen. Nach Angaben des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sehen 79 Prozent der Teilnehmer in einer steigenden Inflation die stärksten Auswirkungen. Zugleich erwartet die Mehrheit (74 Prozent) nur einen moderaten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Euroraum. Deutliche Konsequenzen sehen die Expertinnen und Experten dagegen für Russlands Wirtschaft.

    "Dabei wird den Maßnahmen gegen die russische Zentralbank die größte Wirkung zugeschrieben", erläuterte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die internationalen Devisenreserven der russischen Zentralbank sind infolge von Sanktionen weitgehend blockiert. Eine Mehrheit von 91 Prozent der Befragten erwartet dadurch Schäden für die Wirtschaft Russlands. 40 Prozent gehen dabei sogar von einem hohen Schaden aus. Der Ausschluss mehrerer russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift wird nach Einschätzung von 88 Prozent der Befragten negative Folgen haben. Vom Einfrieren des Auslandsvermögens russischer Oligarchen erwartet nur weniger als die Hälfte (43 Prozent) Konsequenzen für die Wirtschaft des Landes.

    Die schädlichste Maßnahme für die deutsche Wirtschaft dürfte nach Einschätzung der Befragten der politische Druck auf westliche Unternehmen sein, ihre Geschäftsbeziehungen mit russischen Firmen abzubrechen. Hier erwarten 62 Prozent negative Folgen. Deutlich weniger Finanzmarktexperten rechnen mit Schäden für Europas größte Volkswirtschaft durch den Swift-Ausschluss russischer Banken (35 Prozent) sowie durch Sanktionen gegen die Zentralbank (20 Prozent).

    Im Rahmen seiner monatlichen Konjunkturumfrage befragte das ZEW im März 162 Finanzmarktexpertinnen und -experten auch zu den wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen.

    Ukrainische Behörden: Mehr als 260 Zivilisten in Charkiw getötet

    01:16 Uhr: Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine vor über drei Wochen sind bei Kämpfen um die Stadt Charkiw nach Angaben lokaler Behörden 266 Zivilisten getötet worden. Darunter seien 14 Kinder, teilten die Justizbehörden der zweitgrößten Stadt des Landes am Samstagabend mit. Die von russischen Truppen belagerte Stadt, in der vor Kriegsbeginn 1,5 Millionen Menschen lebten, werde weiterhin mit Artillerie beschossen, berichtete die Agentur Unian. Dabei seien am Samstagabend mehrere Wohnhäuser getroffen worden und in Brand geraten. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Aktualisiert am 19.03.2022, 14:37 Uhr

    Russland berichtet seit Beginn des Krieges erstmals vom Einsatz der Hyperschall-Rakete "Kinschal". Sie soll ein ukrainisches Munitionslager im Südwesten des Landes getroffen haben.

    Klingbeil kritisiert Russland-Politik früherer Bundesregierungen

    00:15 Uhr: Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil sieht die Russland-Politik früherer Bundesregierungen im Nachhinein als fragwürdig an. "Alle Parteien, die Verantwortung getragen haben, müssen sich fragen, ob sie auf dem richtigen Weg waren", sagte Klingbeil der "Bild am Sonntag". Es habe klare Warnhinweise gegeben, wie den russischen Krieg gegen Georgien und die Krim-Annexion. "Ja, wir alle hätten das, was in Russland passiert ist, anders bewerten müssen."

    Seine Freundschaft zu Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), der trotz des russischen Krieges gegen die Ukraine an seinen wirtschaftlichen Verbindungen nach Moskau festhält, erklärte Klingbeil für beendet: "Das, was in den letzten Wochen passiert ist, ist natürlich auch ein politischer Bruch zwischen Schröder und mir." Der russische Präsident Wladimir Putin sei ein Kriegsverbrecher. Putin trage die Verantwortung für diesen brutalen Krieg, die ermordeten Menschen, die auseinandergerissenen Familien, für all das verbrecherische Elend.

    Einen sofortigen Ausstieg aus den Gas- und Ölimporten aus Russland lehnte Klingbeil aber ab: "Wenn wir jetzt aber sofort den Import von russischem Öl und Gas stoppen, bedeutet das, dass sehr viele Menschen hier in Deutschland arbeitslos würden, Unternehmen pleitegingen. Das gefährdet den Zusammenhalt hier im Land."

    Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 19. März finden Sie hier

    Mit Material von dpa, AFP, APA

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