Ukraine-Krieg: Russland verlegt Truppen – Stadt unter russischem Beschuss


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  • Erstellt: 07.04.2022, 10:41 Uhr

    Von: Tobias Utz, Lukas Rogalla, Karolin Schäfer, Katja Thorwarth, Daniel Dillmann, Tanja Banner, Vincent Büssow, Nail Akkoyun, Lukas Zigo, Andreas Schmid, Andreas Apetz, Sarah Neumeyer

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    Die militärische und humanitäre Lage im Ukraine-Krieg spitzt sich zu: die Lage am Donnerstag.

  • Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg*: Russlands* Truppen begehen Gräueltaten. Um Beweise zu vernichten, sollen in Mariupol mobile Krematorien im Einsatz sein.
  • Neue Truppen der Ukraine*: Das Militär verstärkt die Präsenz im Osten. Auch die Armee des russischen Präsidenten Wladimir Putin* erhält Verstärkung im Ukraine-Konflikt*.
  • Die aktuellen Entwicklungen im News-Ticker.
  • +++ 10.30 Uhr: Eine Kleinstadt in der Ostukraine steht offenbar unter russischem Beschuss. Laut ukrainischen Angaben sieht sich die Stadt Popasna Angriffen ausgesetzt. Ziel seien Einheiten der ukrainischen Streitkräfte, teilte der Generalstab in seinem Lagebericht am Donnerstagmorgen mit. Die russischen Truppen wollten so ihre Offensiven auf die Städte Rubischne und Nischnje, nördlich und südlich der Großstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk, wieder aufnehmen, heißt es darin.

    Bei Nowotoschkiwske, ebenfalls im Gebiet Luhansk, hätten russische Truppen „erfolglos“ versucht, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. In den von russischen Truppen besetzten Gebieten gebe es weiterhin Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Zudem führten russische Einheiten eine „Zwangsumsiedlung“ der Bevölkerung von Mariupol in von ihnen besetzte Gebiete der Region Donezk durch. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

    Ukraine-Krieg: „Wir gehen davon aus, dass alle Russen abgezogen sind“

    +++ 10.00 Uhr: Russland hat sich offenbar aus weiten Teilen der Ukraine zurückgezogen. Wie das US-Verteidigungsministerium vermeldet hat, haben russische Truppen Kiew und die nördlich davon gelegene Stadt Tschernihiw verlassen. „Wir gehen davon aus, dass alle Russen abgezogen sind“, hieß es aus dem Pentagon. Die Truppen würden sich im Nachbarland Belarus sammeln und sollten vermutlich später in andere Regionen in der Ukraine geschickt werden. Inzwischen scheint sich Russland mehr auf den Osten der Ukraine konzentrieren zu wollen, einschließlich der Separatistenregion Donbass. Laut US-Angaben seien bislang seien aber keine Verlegungen Richtung Donbass zu beobachten.

    Spuren des Krieges in Tschernihiw: Russische Truppen sollen die Stadt verlassen. © Mykhaylo Palinchak/Imago

    +++ 09.15 Uhr: Der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj hat von großen Zerstörungen in der Kleinstadt Borodjanka bei Kiew berichtet. „Derzeit ist die Stadt Borodjanka eine der am stärksten zerstörten Städte in der Region Kiew“, sagte Monastyrskyj, wie ukrainische Medien am Donnerstagmorgen berichteten. Einwohner hätten erzählt, dass russische Truppen in den ersten Kriegstagen aus geringer Höhe mit Flugzeugen Raketen auf ihre Häuser abgeworfen hätten. Anschließend seien auch Rettungskräfte beschossen worden und hätten deshalb vorerst ihre Arbeit einstellen müssen. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

    Menschen, die damals unter den Trümmern verschüttet worden seien, könnten mittlerweile nicht mehr am Leben sein, sagte Monastyrskyj. Am Mittwoch hatte der ukrainische Zivilschutz mitgeteilt, dass in Borodjanka mit der Suche nach zivilen Todesopfern begonnen wurde. Zuvor sei die 35 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt gelegene Siedlung von Minen geräumt worden, hieß es.Angaben der ukrainische Generalstaatsanwaltschaft zufolge soll es in Borodjanka die meisten Opfer in der Region Kiew geben. Bislang haben die Behörden aber noch keine Zahlen für diesen Ort genannt. Die Bilder aus einem anderen Kiewer Vorort, Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden wurden, hatten international Entsetzen ausgelöst. Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet das.

    +++ 08.00 Uhr: Zehn Fluchtkorridore zur Evakuierung der Zivilbevölkerung sollen am Donnerstag öffnen. Das kündigte Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk an. Sie verwies darauf, dass Menschen, die aus der eingekesselten Hafenstadt Mariupol fliehen wollen, ihre eigenen Fahrzeuge benutzen müssten.

    Ukraine-Krieg: Leichen in Vorort von Kiew entdeckt

    Update vom Donnerstag, 07.04.2022, 06.45 Uhr: In einer Garage im Kiewer Vorort Hostomel wurden nach dem Abzug russischer Truppen ukrainischen Angaben zufolge elf Leichen gefunden. Die Polizei habe diese am Mittwoch entdeckt, berichtete die Ukrajinska Prawda und berief sich auf einen Telegram-Eintrag des ehemaligen Innenministers Arsen Awakow. Demnach soll es sich bei den Getöteten um Zivilisten handeln, die von russischen Soldaten getötet worden seien. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Das nordwestlich der Hauptstadt gelegene Hostomel mit dem nahen Flugplatz war seit Beginn des Kriegs schwer umkämpft. Der Großteil der ursprünglich 16.000 Einwohner floh. Der lokalen Militärverwaltung zufolge wurden rund 400 Bewohner von Hostomel vermisst.

    Ukraine-Krieg aktuell: Luhansk unter Artilleriebeschuss â€" „Packt eure Sachen und flieht“

    +++ 18.52 Uhr: Sewerodonezk im Osten der Ukraine ist heute unter anhaltenden Beschuss geraten. In regelmäßigen Abständen schlugen in der Stadt in der Region Luhansk Granaten und Raketen ein, wie AFP-Reporter berichteten. Zehn Gebäude, ein Einkaufszentrum sowie Garagen seien beschädigt und ein Großbrand sei ausgelöst worden, teilte der Gouverneur der Region, Serhij Gajdaj, im Messengerdienst Telegram mit. Sewerodonezk ist die am weitesten im Osten gelegene Stadt, die noch von der ukrainischen Armee gehalten wird. Sie liegt nahe der Frontlinie zu den pro-russischen Separatisten-Gebieten.

    „Das sind in keiner Weise strategische oder militärische Einrichtungen“, kritisierte der Gouverneur den Beschuss. Die Zahl der Opfer werde „derzeit noch ermittelt“. In der nahegelegenen Stadt Rubischne war Gajdaj zufolge am Dienstag ein Mensch bei einem Bombenangriff getötet worden. Die russische Armee hatte zuletzt angekündigt, sich auf die Ostukraine und den Süden des Landes konzentrieren zu wollen. Die ukrainische Regierung rief die Einwohner der Ostukraine am Mittwoch wegen einer befürchteten russischen Großoffensive zum Verlassen der Region auf.

    Ukraine-Krieg: Aufruf zur Evakuierung im Osten des Landes

    +++ 16.30 Uhr: Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk hat die Bevölkerung in den Gebieten Charkiw, Donezk und Luhansk zur sofortigen Evakuierung aufgerufen (s. Update v. 16.00 Uhr). Sie warnte davor, dass russische Bombardierungen die Fluchtkorridore abschneiden könnten. Kurz darauf meldete das Nachrichtenportal Kyiv Independent Angriffe in der Region Luhansk. Wie Gouverneur Serhij Haidai auf Telegram mitteilte, sollen bereits Hochhäuser in Sewerodonezk brennen. Die Zahl der Opfer sei noch nicht bekannt. Auch eine Fabrikhalle in Lyssytschansk und ein Gebäude in Rubizhne sollen vom russischen Militär beschossen worden sein.

    Eine Panzerbesatzung der Volksmiliz aus Donezk, fotografiert am 5. März. © Sergei Bobylev/Imago Images

    +++ 16.00 Uhr: In der Ostukraine wird vor einer russischen Großoffensive gewarnt. Deshalb ruft die Regierung in Kiew die Bevölkerung zur sofortigen Flucht auf. Die Behörden „rufen die Bevölkerung dazu auf, diese Gebiete zu verlassen, und tun alles, damit die Evakuierungen organisiert ablaufen“, schrieb Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram. Um Menschenleben zu retten, müsse das Wereschtschuk zufolge so schnell wie möglich geschehen.

    An der Front im Donbass bereitet sich das ukrainische Militär auf einen russischen Angriff vor. „Wir wissen, dass die Russen stärker werden und sich auf einen Angriff vorbereiten“, sagte ein Offizier laut übereinstimmenden Medienberichten. In der Region sollen vermehrt russische Hubschrauber gesichtet worden sein.

    Ukraine-Krieg: Bürgermeister beschreibt Mariupol als „echte Hölle“

    +++ 15.00 Uhr: Die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol wird seit Wochen vom russischem Militär belagert. Die humanitäre Situation vor Ort sei „schrecklich“, erklärte Bürgermeister Vadym Boychenko gegenüber BBC. Die russischen Luftangriffe auf die ukrainische Stadt gingen fast ununterbrochen weiter. Allein am Dienstag (06.04.2022) habe Russland mehr als 100 Raketen auf Mariupol abgefeuert, sagte er. Boychenko befindet sich nach Informationen von BBC nicht mehr in der Stadt, sondern wird von verbliebenen Einwohnerinnen und Einwohnern über die Lage informiert. Die Angaben konnten bislang nicht unabhängig geprüft werden. Bilder zeigen jedoch eine verwüstete Hafenstadt, die seit mehr als einem Monat von russischen Truppen eingekesselt wird.

    Die Stadtverwaltung schätzt, dass 90 Prozent der Gebäude beschädigt oder zerstört wurden. Ein Drittel davon sei nicht mehr zu reparieren. „Es ist eine echte Hölle, die Russland in meiner Stadt geschaffen hat“, sagte Boychenko gegenüber BBC. „Sie sind Kriegsverbrecher und müssen für ihre Taten bestraft werden. Aber alles, was wir jetzt tun müssen, ist, die Menschen sicher aus der Stadt zu evakuieren.“ Noch mindestens 120.000 Menschen sollen in der Stadt festsitzen, denkt Boychenko. Bisherige Evakuierungsversuche seien mehrfach gescheitert.

    Ukraine-Krieg: Mobile Krematorien im Einsatz?

    +++ 13.45 Uhr: Wie das Nachrichtenportal Kyiv Independent berichtet, setzt Russland mobile Krematorien ein, um Beweise für seine Kriegsverbrechen zu vernichten. Die Quelle ist ein Stadtrat von Mariupol. Demnach würden Russlands Spezialbrigaden die Leichen ermordeter Einwohnerinnen und Einwohner verbrennen. Zehntausende Menschen aus der Zivilbevölkerung könnten in Mariupol bereits getötet worden sein, fügte der Stadtrat hinzu. „Das Ausmaß der Tragödie in Mariupol hat die Welt seit der Zeit der Nazi-Konzentrationslager nicht mehr gesehen“, ergänzte der Bürgermeister von Mariupol, Vadym Boychenko. Russischer Truppe „verwandelten unsere ganze Stadt in ein Todeslager.“

    Ukraine-Krieg: Russische Truppen sammeln sich nach schweren Verlusten hinter Grenze

    +++ 11.45 Uhr: Russische Truppen, die bislang die ukrainischen Hauptstadt Kiew belagert haben, kommen einer Analyse zufolge noch nicht im Osten des Landes zum Einsatz. Stattdessen sammeln sie sich derzeit wohl in der russischen Stadt Belgorod. Das berichtet das auf Militärtaktiken spezialisierte Thinktank „Institute for the Study of War“ im neuesten Lagebericht.

    Demnach sind die Streitkräfte in Belgorod damit beschäftigt, Verluste zu kompensieren. Es werde eine Zeit dauern, bis sie wieder einsatzfähig seien, heißt es im Bericht. Zur Orientierung: Belgorod liegt nahe der ukrainischen Grenze, unweit der umkämpften Stadt Charkiw.

    +++ 10.20 Uhr: Der Gouverneur des ostukrainische Gebiets Luhansk meldet, dass der ehemalige Bürgermeister von Rubizhne den russischen Besatzern hilft, pro-ukrainische Aktivisten zu ermitteln. Serhiy Hortiv habe sich nicht nur auf die Seite der russischen Besatzer gestellt, sondern teile ihnen auch Informationen über Bewohnerinnen und Bewohner mit einer pro-ukrainischen Haltung mit, sagte Gouverneur Serhiy Haidai. Das meldet das Nachrichtenportal Kyiv Independent.

    Ukraine-Krieg: Russische Armee mit neuer Offensive - Explosionen im Westen bei Lwiw

    Update vom 06.04.2022, 07.50 Uhr: Im Kiewer Vorort Hostomel werden nach 35 Tagen russischer Besatzung noch rund 400 Bewohner vermisst. Das sagte der Chef der lokalen Militärverwaltung, Taras Dumenko, einem lokalen Radiosender, wie die das Nachrichtenportal Ukrainska Prawda in der Nacht zu Mittwoch berichtete. Nun seien die Behörden dabei, die Keller in dem Ort zu inspizieren.

    So fehle etwa jede Spur von dem Ehemann und dem Sohn einer Ärztin aus dem Ort, die vor zwölf Tagen mitgenommen worden seien. Man könne etwa auch Leichen von Personen nicht finden, von denen man wisse, dass sie getötet worden seien, hieß es weiter. Im Hostomel selbst seinen nicht so viele Leichen gefunden worden, aber etwas weiter entfernt von dem Ort, sagte Dumenko. Mehrere Bewohnerinnen und Bewohner von Hosomel seinen auch in Butscha gefunden worden. Am Wochenende hatten Aufnahmen von Leichen aus Butscha, dem Nachbarort von Hostomel, international für Entsetzen gesorgt.

    Ukraine-Krieg: Russland setzt Angriffe auf Hauptstadtregion fort

    Erstmeldung: Trotz des internationalen Drucks nach den mutmaßlichen Gräueltaten von Butscha hat Russland seine Angriffe auf die ukrainische Hauptstadtregion fortgesetzt. In den Dörfern Welyka Dymerka und Bogdanikowa sind laut Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft vom Dienstag (05.04.2022) zwölf Menschen durch Gewehrfeuer und Artillerie getötet worden.

    In Butscha gingen unterdessen die Aufräumarbeiten weiter. Bei einem Ortsbesuch sagte der ukrainische Innenminister Denys Monastyrsky, dass in den Wohnungen und Wäldern noch „dutzende Leichen“ lägen. 

    Nach dem Rückzug der russischen Armee aus der Region um Kiew wurden im Vorort Butscha anschließend hunderte Leichen von Zivilisten gefunden, wie ukrainische Behörden berichten. Moskau dementierte die Tötung der Zivilisten durch russische Soldaten.

    (ktho/dil/lz/nak/tu/vbu/tab/as mit AFP/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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