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Ukrainische Truppen verteidigen weiter das Stahlwerk Asowstal. Wladimir Putin will das Gelände abriegeln. Das restliche Mariupol erklärt Russland für erobert.
+++ 10.30 Uhr: Seit Anfang März ist Mariupol Schauplatz schwerer Kämpfe. Nun behauptet die russische Führung um Wladimir Putin, die Hafenstadt eingenommen zu haben. Im TV verkündete der russische Präsident bereits den Sieg in Mariupol.
Allerdings verteidigen ukrainische Truppen in Mariupol noch immer das Stahlwerk Asowstal. Putin hat inzwischen auch den Plan aufgegeben, die belagerte Fabrik zu stürmen (s. Update v. 09.45 Uhr). Stattdessen solle das riesige Werksgelände von Asowstal hermetisch abgeriegelt werden. âIch halte die vorgeschlagene Erstürmung des Gewerbegebiets für nicht notwendigâ, sagte Putin bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Verteidigungsminister Schoigu im Kreml. âIch befehle Ihnen, es abzubrechen.â Stattdessen sollten russische Truppen das Gelände blockieren. Noch nicht einmal eine Fliege dürfe unentdeckt auf das Areal gelangen.
Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergej Schoigu. © Russian President Press Office/Imago ImagesDen noch auf dem Werksgelände befindlichen ukrainischen Soldaten sagte Putin zu, sie mit Respekt zu behandeln und ihr Leben zu schonen, sollten sie sich ergeben.
Ukraine-Krieg: Russland erklärt Mariupol für erobert+++ 09.45 Uhr: Die Schlacht um Mariupol ist so gut wie entschieden. Nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat das russische Militär die Hafenstadt unter seine Kontrolle gebracht. Das teilte Schoigu bei einem mit Kremlchef Wladimir Putin* im Staatsfernsehen übertragenen Treffen mit. âDie verbliebenen ukrainischen Kampfeinheiten haben sich auf dem Industriegelände der Fabrik Asowstal verschanztâ, sagte Schoigu.
Präsident Putin ordnete an, das Stahlwerk nicht zu stürmen. Ein entsprechender Befehl solle zurückgenommen werden. Allen Gefangenen werde das Leben garantiert, sagte der russische Präsident. Er sprach von einem Erfolg und der âBefreiung Mariupolsâ und ordnete an, die beteiligten Militärs auszuzeichnen. âSie sind alle Heldenâ, sagte Putin.
Eine Satellitenaufnahme des Stahlwerk Asowstal in Mariupol, fotografiert am 12. April. © Maxar Technologies/AFPNach Darstellung Schoigus sind die ukrainischen Einheiten vollständig blockiert. Der Minister versicherte, dass die Fabrik in drei bis vier Tagen ebenfalls eingenommen werden solle.
Ukraine-Krieg: Schlacht um Mariupol vor dem EndeErstmeldung vom Donnerstag, 21.04.2022, 09.00 Uhr: Moskau/Kiew â" Die Entscheidung im Kampf um die ukrainische Hafenstadt steht unmittelbar bevor. Dem Anführer der russischen Teilrepublik Tschetschenien zufolge könnte das Stahlwerk Asowstal in Mariupol noch am heutigen Donnerstag an russische Einheiten fallen. âHeute vor oder nach dem Mittagessen wird Asowstal vollständig unter Kontrolle der russischen Streitkräfte seinâ, erklärte Ramsan Kadyrow in der Nacht zum Donnerstag auf Telegram.
Kadyrow, dessen Einheiten in der Ukraine kämpfen, sagte weiter, die in dem Stahlwerk verbliebenen ukrainischen Kämpfer hätten am Morgen noch die Möglichkeit, sich zu ergeben. Täten sie dies, sei er sicher, dass die russische Führung âdie richtige Entscheidungâ treffen werde. Russischen Angaben zufolge befinden sich noch rund 2500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner in dem Stahlwerk. Ukrainischen Mitteilungen zufolge sollen dort auch rund 1000 Zivilpersonen Schutz gesucht haben.
Ukraine-Krieg: Verteidiger in Mariupol bitten um EvakuierungZuvor hatte der Kommandeur der verbliebenen Marineinfanteristen in Mariupol, dass die ukrainische Seite nur noch ein Objekt verteidige, das Stahlwerk Asowstal. âDer Feind ist uns 10 zu 1 überlegenâ, sagte Kommandeur Serhij Wolyna in einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Gleichzeitig bat er um Evakuierung seiner Kämpfer in einen Drittstaat und deutete damit an, aufgeben zu wollen.
Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich zu einem Austausch bereit. âWir sind bereit, unsere Leute gegen russische Soldaten, die sie zurückgelassen haben â" sowohl Leichen, als auch Verwundete â" auszutauschenâ, sagte der 44-Jährige. Am Mittwochabend erklärten zwei Vertreter der ukrainischen Delegation bei den Gesprächen mit Russland ihre Bereitschaft, für Verhandlungen über die Evakuierung der Kämpfer und Zivilpersonen aus dem Stahlwerk nach Mariupol zu kommen.
Ukraine-Krieg: Geplante Evakuierung aus Mariupol scheitert erneutUnterdessen ist laut ukrainischen Regierungsangaben eine Rettung der Zivilbevölkerung aus Mariupol erneut gescheitert. âLeider hat der humanitäre Korridor aus Mariupol heute nicht wie geplant funktioniertâ, teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram mit. Die Besatzer hätten es nicht geschafft, die Menschen rechtzeitig zu dem vereinbarten Punkt zu bringen, wo Busse und Krankenwagen auf sie gewartet hätten, sagte sie. An diesem Donnerstag (21.04.2022) solle es einen neuen Versuch geben.
Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol wurde am 1. März kurz nach dem Beginn des Kriegs komplett von russischen Truppen eingeschlossen. Die Stadt und auch der Hafen gelten zu groÃen Teilen als zerstört. (cs/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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