Ukraine-Krieg im Ticker: Grab mit toten Zivilisten in Kiewer Vorort entdeckt


Vor über sechs Wochen hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine begonnen. In einem Dorf vor Kiew soll ein Massengrab mit Dutzenden toten Zivilisten gefunden worden sein. Östlich der Stadt Charkiw liegt ein etwa 13 Kilometer langer russischer Militärkonvoi. Alle Neuigkeiten zum Angriff auf die Ukraine finden Sie hier im Ticker.

Neun Evakuierungskorridore für Sonntag vereinbart

12.01 Uhr: Für Sonntag sind in der Süd- und Ostukraine neun Evakuierungskorridore vereinbart worden, teilte die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine, Iryna Vereshchuk, in einem Telegrampost mit.

Ein Korridor für Privatfahrzeuge werde in der Region Donezk von Mariupol nach Saporischschja verlaufen, sagte sie. Drei weitere Korridore wurden von Berdiansk, Tokmak und Energodar in die Region Saporischschja eingerichtet, die sowohl mit Bussen als auch mit Privatfahrzeugen befahren werden, so Vereshchuk weiter.

In der Region Luhansk sollen fünf Korridore in Betrieb gehen. Sie werden alle aus den folgenden Gebieten nach Bachmut führen: Sjewjerodonezk, Lyssytschansk, Popasna, Hirske und Rubischne.

Regionale Beamte haben dringend dazu aufgerufen, Zivilisten aus der Ostukraine zu evakuieren, bevor es zu schweren Kämpfen kommen könnte.

Luhansker Gouverneur wirft Russen wahllosen Beschuss vor: „Das ist einfach Horror"

11.07 Uhr: Der Gouverneur des ostukrainischen Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, hat den russischen Truppen einen wahllosen Beschuss mit allen vorhandenen Waffen vorgeworfen. „Schwere Artillerie, darunter 152 Millimeter. Mörser aller Kaliber, Mehrfachraketenwerfer, Raketen, Luftwaffe. Das ist einfach Horror", sagte der 46-Jährige in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Onlinezeitung Ukrajinska Prawda. Dabei seien alle Krankenhäuser in dem Gebiet beschossen worden. Derzeit seien nur noch die Einrichtungen von Lyssytschansk und Sjewjerodonezk in Betrieb.

„Sogar mit durchgeschlagenen Dächern, sogar mit Löchern in den Wänden, arbeiten sie weiter", sagte er. Das Ende des Krieges mit einer eventuellen Verhandlungslösung werde von dem erwarteten russischen Großangriff im Donbass abhängen. „Wenn wir ihn nicht komplett zerschlagen, wird es einen weiteren Angriff nach einer gewissen Zeit geben, nach anderthalb bis zwei Jahren", meinte er.

Bericht: Grab mit Dutzenden toten Zivilisten in Kiewer Vorort entdeckt

10.23 Uhr: Nach dem Abzug russischer Truppen sind auch westlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew Dutzende tote Zivilisten in einem Massengrab gefunden worden. „Nahe der Tankstelle von Busowa haben wir heute noch tote Zivilisten in einer Grube gefunden", sagte der Gemeindevorsteher Taras Didytsch in der Nacht zum Sonntag im ukrainischen Fernsehen.

Auf der Trasse von Kiew nach Schytomyr seien zudem etwa 15 Kilometer von der Hauptstadt entfernt Leichen bei einem Dutzend beschossener Autos gefunden worden.

Die russischen Truppen hatten in den ersten Kriegstagen versucht, die ukrainische Hauptstadt zu blockieren. Sie waren jedoch an der Hauptverbindungsstrecke nach Westen von ukrainischen Einheiten gestoppt und zurückgedrängt worden. Nach dem kompletten Rückzug der russischen Truppen aus der Nordukraine werden in immer mehr Orten Massengräber mit Zivilisten gefunden.

Vor gut sechs Wochen hatte Russland die Ukraine angegriffen. Die Vereinten Nationen hatten bereits mehr als 1700 tote Zivilisten registriert. Sie gehen jedoch ähnlich wie die ukrainische Regierung in Kiew von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.

13 Kilometer langer Militärkonvoi steht vor Charkiw

09.05 Uhr: Wie der amerikanische Sender „CNN" unter Berufung auf Satellitenbilder-Auswertungen der Firma „Maxar" berichtet, zieht sich ein 13 Kilometer langer Militärkonvoi durch die ostukrainische Stadt Welykyj Burluk östlich von Charkiw.

Die Bilder zeigen laut „Maxar" „gepanzerte Fahrzeuge, Lastwagen aufgerüstet mit Artillerie und beladen mit Ersatzmaterial".

Die Stadt liegt östlich von Charkiw, nahe der Grenze der Ukraine zu Russland. Russland zieht seine Truppen derzeit im Osten und Süden der Ukraine zusammen und verstärkt dort seine Angriffe. Insbesondere die Städte stehen unter heftigem Beschuss. So auch die Millionen-Metropole Charkiw.

Bericht: Verbotene PTM-1S-Landminen in der Nähe von Charkiw gefunden

07.25 Uhr: Bewohner des Dorfes Bezruky in der Nähe von Charkiw haben Munition entdeckt, die bis zu zwei Dutzend kleine Minen auswirft, die in Abständen explodieren und von russischen Truppen zurückgelassen wurden. Das berichtet die „New York Times". Diese PTM-1S-Landminen wurden durch den Ottawa-Vertrag von 1997 verboten, um die Zahl der zivilen Opfer zu verringern, und wurden im Ukraine-Krieg bisher noch nicht offiziell registriert.

Tote und Verletzte bei Beschuss - Weitere Evakuierungen

03.30 Uhr: Durch Beschuss sind in der Region Donezk ukrainischen Angaben zufolge mindestens fünf Zivilisten getötet und fünf weitere verletzt worden. Die örtliche Militärverwaltung machte Russland für die Opfer verantwortlich. Auch im nordöstlichen Gebiet Charkiw habe die russische Artillerie am Samstag Siedlungen beschossen, teilten ukrainische Behörden mit. Dabei seien mindestens zwei Menschen getötet und ein Mensch verletzt worden. Viele Häuser seien zerstört.

In der Region Mykolajiw im Süden habe das ukrainische Militär sieben Raketenangriffe der russischen Armee gezählt, hieß es. Dabei sei niemand getötet worden. Ukrainische Kräfte hätten ihrerseits bei drei Angriffen auf russische Truppen am Samstag unter anderem 80 Soldaten getötet sowie drei Panzer und je ein Flugzeug und einen Hubschrauber zerstört. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Dem Präsidialamt in Kiew zufolge konnten am Samstag mehr als 4500 Zivilisten aus den Regionen Donezk, Luhansk und Saporischschja flüchten. Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk warf Russland vor, trotz einer Vereinbarung Busse für Flüchtende auf bestimmten Routen nicht passieren zu lassen. „Die Busse sind nach Saporischschja zurückgekehrt und werden am Sonntag erneut versuchen, die Städte zu erreichen, um unsere Bürger zu evakuieren", sagte Wereschtschuk.

CNN-Bericht: Russland verschleppt Zeugen von Kriegverbrechen in Lager

02.20 Uhr: Mehr als 100.000 Menschen sind nach wie vor in Mariupol gefangen und leben unter katastrophalen und sich rapide verschlechternden Bedingungen ohne Wasser, Nahrung, Heizung oder Strom. Versuche, Evakuierungskorridore einzurichten, sind aufgrund fortgesetzter russischer Angriffe gescheitert. Für die Bewohner der Stadt ist eine Flucht zudem fast unmöglich, weil die Kommunikation in der Region weitgehend unterbrochen ist, und die Menschen nicht wissen, wann es sicher ist, die Luftschutzbunker zu verlassen oder wie sie Evakuierungsbusse erreichen können.

Nach CNN-Informationen wurde nun zudem bekannt, dass russische und separatistische Truppen statt Fluchtkorridore zu ermöglichen, Zehntausende Zivilisten in sogenannte „Filtrationszentren" bringen. Die Zentren befinden sich der selbsternannten Volksrepublik Donezk (DVR) in der Ostukraine, die Moskau als unabhängig anerkennt. Von dort sollen die Menschen weiter nach Russland gebracht werden, berichten sowohl die ukrainische Regierung, als auch humantäre Gruppen und die US-Regierung. Die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine, Iryna Wereschuk, schätzt, dass seit Kriegsbeginn rund 45.000 ukrainische Staatsbürger zwangsweise deportiert wurden.

Der Stadtrat von Mariupol sagte in einer Erklärung, dass diese „Filtrationszentren" dazu dienen, potenzieller Kriegsverbrechen der Russen zu vertuschen. „Die Besatzer versuchen, alle potenziellen Zeugen der Gräueltaten der Besatzer durch diese Lager zu identifizieren und sie zu vernichten", so der Stadtrat von Mariupol. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen.

London: Russische Truppen zielen in Ukraine auf Zivilbevölkerung

Sonntag, 10. April, 00.50 Uhr: Nach dem russischen Abzug aus dem Norden der Ukraine gibt es nach Erkenntnissen des britischen Geheimdienstes Beweise dafür, dass nicht am Kampfgeschehen beteiligte Menschen auf unverhältnismäßige Weise zur Zielscheibe geworden sind. Es gebe Massengräber, Geiseln seien als menschliche Schutzschilde gebraucht und zivile Infrastruktur vermint worden, teilte das britische Verteidigungsministerium in der Nacht zum Sonntag bei Twitter mit.

Die russischen Streitkräfte nutzten demnach weiterhin Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV), um der Ukraine Verluste zuzufügen, die Moral zu senken und die Bewegungsfreiheit der Ukrainer einzuschränken. Zudem griffen die Truppen weiterhin Infrastrukturziele an, bei denen das Risiko hoch sei, auch der Zivilbevölkerung zu schaden - so etwa bei dem jüngsten Beschuss eines Lagers mit Salpetersäure bei Rubischne im Donbass.

Warnung an Anwohner: Russischer Beschuss löst Chemieunfall in Ostukraine aus

19.38 Uhr: Unweit der umkämpften ostukrainischen Stadt Rubischne ist offenbar ein Lager mit Salpetersäure durch Beschuss beschädigt worden. „Wenn Sie in einem Gebäude sind, schließen Sie Türen und Fenster!", warnte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Samstag. Menschen in Bombenschutzkellern sollten diese nicht verlassen. Gleichzeitig veröffentlichte er ein Video mit einer dicken rötlichen Wolke, die von Salpetersäure stammen soll.

Hajdaj sprach von russischem Beschuss. Die prorussischen Separatisten von Luhansk machten dagegen ukrainische Kräfte für den Chemieunfall verantwortlich. Die Berichte waren nicht unabhängig überprüfbar. Salpetersäure kann unter anderem gesundheitsschädigende Dämpfe freisetzen.

Im benachbarten Lyssytschansk forderte der Chef der militärischen Stadtverwaltung die verbliebenen Bürger zu Flucht auf. „Leider lässt der Beschuss nicht nach", sagte Olexander Sajika in einer Videobotschaft. Es sei überall gefährlich. Das Gebiet Luhansk werde jedoch nicht aufgegeben.

Seit über sechs Wochen führt Russland einen Angriffskrieg gegen den Nachbarn Ukraine. Ein Ziel ist die Eroberung der dicht besiedelten Industrieregion Donbass in den Gebieten Donezk und Luhansk. Nach UN-Angaben sind seit Kriegsbeginn mindestens 1700 Zivilisten getötet worden.

Ukraine: Dritter Gefangenenaustausch mit Russland

19.01 Uhr: Die Ukraine und Russland haben nach Kiewer Angaben zum dritten Mal seit Kriegsbeginn Gefangene ausgetauscht. Insgesamt seien 26 Ukrainerinnen und Ukrainer aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt, teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Samstag auf Facebook mit. Zwölf der Befreiten seien ukrainische Militärangehörige, darunter eine Frau im Offiziersrang. Außerdem seien 14 Zivilisten befreit worden: 9 Frauen und 5 Männer. Wereschtschuk schrieb, der Austausch sei auf Befehl von Präsident Wolodymyr Selenskyj erfolgt. Es gab keine Angaben über den Ort des Austauschs und die Zahl der überstellten russischen Soldaten.

In Moskau teilte die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa mit, beide Seiten hätten auch Fernfahrer ausgetauscht, die im anderen Land festsaßen. 32 russische und 20 Fernfahrer seien in ihre Heimat zurückgekehrt, meldete die Agentur Tass.

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