Russlands Krieg in der Ukraine im News-Ticker: BND hat offenbar russische Funksprüche über Morde in Butscha abgefangen


  • 10:01 Uhr: ➤ BND hat russische Funksprüche abgefangen, in denen offenbar Morde in Butscha besprochen wurden
  • 09:10 Uhr: Nawalny-Vertrauter: Putin hat sich bei Ukraine-Krieg "verkalkuliert"
  • 07:15 Uhr: Ukraine: Angriffe auf Popasna im Osten des Landes
  • 04:30 Uhr: UN-Institution befürchtet durch Ukraine-Krieg bis zu 47 Millionen mehr Hungernde
  • 03:42 Uhr: Bürgermeister von Charkiw: Keine Massenevakuierung
  • 02:32 Uhr: Elf Leichen in Garage in Hostomel gefunden
  • 02:11 Uhr: Selenskyj: Neue Sanktionen "eindrucksvoll" - aber nicht ausreichend
  • Mehr News zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier

    ➤ BND hat russische Funksprüche abgefangen, in denen offenbar Morde in Butscha besprochen wurden

    Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat laut eines Berichts des "Spiegels" (Bezahlinhalt) Funksprüche russischer Truppen in der Ukraine abgefangen, in denen über Morde in der Stadt Butscha gesprochen worden sei. In dem Ort nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew waren nach ukrainischen Angaben und internationalen Medienberichten nach dem Rückzug der russischen Armee zahlreiche Leichen von Zivilisten gefunden worden.

    Moskau bestreitet jegliche Verantwortung für die Tötungen. Nach Satellitenaufnahmen, Videos und Fotos von vor Ort sind nun die Funksprüche ein weiterer Hinweis dafür, dass russische Soldaten an Gräueltaten in Butscha beteiligt gewesen waren. Dem "Spiegel" zufolge sollen sich einzelne Funksprüche dort fotografierten Leichen zuordnen lassen.

    In einer einzigen Straße der Stadt hatten AFP-Reporter am Samstag 22 Tote in ziviler Kleidung gesehen. Bei einer männlichen Leiche waren die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden, auf mehreren Fotos war zudem eine tote Person mit einem Fahrrad zu sehen. In einem der vom BND analysierten Funksprüche soll ein russischer Soldat einem anderen geschildert haben, wie er und einer seiner Kameraden eine Person von einem Fahrrad geschossen hätten. Ein anderer Funkspruch lege nahe, dass ukrainische Kriegsgefangene nach Befragungen erschossen worden seien.

    Bereits in den vergangenen Wochen wurden immer wieder russische Funksprüche abgefangen, auch weil diese teils über nicht verschlüsselte Kommunikationswege gesendet wurden. Etliche der abgehörten Dialoge geben Anhaltspunkte für Kriegsverbrechen, die anscheinend nicht zufällig passieren, sondern wohl Teil des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind.

    © dpa-infografik GmbH

    Die Lage im Überblick:

    Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine verkündet.

    Die ukrainische Armee wehrt sich nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es wohl Tausende Tote, wie viele Menschen bereits starben, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu.

    Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 4,2 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand 06. April), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

    Die EU und die USA reagieren mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Bundeswehr- und NVA-Beständen. Dass die Nato in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

    Am vergangenen Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und "Völkermord" und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Dennoch betonte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt, dass die Verhandlungen mit Russland fortgesetzt werden sollen. Moskau bestreitet die Schuld am Tod der Zivilisten.

    Nothilfe

    Ukraine: Helfen Sie den Kindern mit Ihrer Spende Die weiteren Meldungen des Tages: Nawalny-Vertrauter: Putin hat sich bei Ukraine-Krieg "verkalkuliert"

    09:10 Uhr: Der russische Exil-Oppositionelle Leonid Wolkow hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf den Ukraine-Krieg eine verheerende Fehlkalkulation bescheinigt. "Putin hat eindeutig seine Amtszeit verkürzt", sagte Wolkow, ein Vertrauter des in Russland inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny, am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Es sei offensichtlich, dass Putin sich beim Ukraine-Krieg "verkalkuliert" habe und die Invasion des Nachbarlandes zum Scheitern verurteilt sei.

    Durch seine Entscheidung für eine Invasion in der Ukraine habe Putin "dramatisch die Wahrscheinlichkeit eines Szenarios verringert, in dem er einfach im Kreml bleibt, bis er stirbt", so wie der langjährige Staatschef dies "geplant" habe, sagte Wolkow am Rande des Gipfels für Menschenrechte und Demokratie in Genf.

    Zwar sei Putin bisher einigermaßen erfolgreich darin, "sein Propaganda-Narrativ" zum Ukraine-Krieg über die russischen Staatsmedien zu "verkaufen", sagte Wolkow. Die russischen Eliten seien aber bereits "sehr unglücklich über die wirtschaftliche Verwüstung, die Opfer, die Restriktionen und Sanktionen". Er rechne damit, dass "sie über einen Regimewechsel, über einen Wechsel des Systems nachdenken werden".

    Wolkow appellierte an die internationale Gemeinschaft, in Kontakt zum "inneren Zirkel Putins" zu treten, "um ihnen einige Sicherheitsgarantien vorzuschlagen für den Fall, dass sie entscheiden, die Seiten zu wechseln".

    Der IT-Experte Wolkow ist einer der wichtigsten Vertrauten des prominenten Kreml-Kritikers Nawalny, der seit Anfang des vergangenen Jahres in einem Straflager östlich von Moskau inhaftiert ist. Auf Nawalny war im August 2020 in Russland ein Giftanschlag verübt worden, für den er Putin verantwortlich macht. Der Kreml weist den Vorwurf zurück.

    Aktualisiert am 07.04.2022, 09:09 Uhr

    Der russische Exil-Oppositionelle Leonid Wolkow hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf den Ukraine-Krieg eine verheerende Fehlkalkulation bescheinigt. Es sei offensichtlich, dass Putin sich beim Ukraine-Krieg "verkalkuliert" habe und die Invasion des Nachbarlandes zum Scheitern verurteilt sei. Das sagte der Vertraute des in Russland inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Foto: IMAGO/SNA/Mikhail Klimentyev

    Ukraine: Angriffe auf Popasna im Osten des Landes

    07:15 Uhr: Der Beschuss der Kleinstadt Popasna im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine dauert ukrainischen Angaben zufolge an. Ziel seien Einheiten der ukrainischen Streitkräfte, teilte der Generalstab in seinem Bericht am Donnerstagmorgen mit. Die russischen Truppen wollten so ihre Offensiven auf die Städte Rubischne und Nischnje, nördlich und südlich der Großstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk, wieder aufnehmen.

    Bei Nowotoschkiwske, ebenfalls im Gebiet Luhansk, hätten russische Truppen "erfolglos" versucht, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. In den von russischen Truppen besetzten Gebieten übten diese weiterhin Gewalt gegen Zivilisten aus, heißt es in dem Bericht weiter. Zudem führten russische Einheiten eine "Zwangsumsiedlung" der Bevölkerung von Mariupol in von ihnen besetzte Gebiete der Region Donezk durch. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

    UN-Institution befürchtet durch Ukraine-Krieg bis zu 47 Millionen mehr Hungernde

    04:30 Uhr: Wegen des Ukraine-Kriegs rechnet das Welternährungsprogramm mit Dutzenden Millionen Menschen mehr in Hunger und Armut. "Je nach Dauer des Krieges könnten zwischen 33 und 47 Millionen Menschen zusätzlich in Hunger und Armut abrutschen", sagte der Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) in Deutschland, Martin Frick, der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der akut Hungernden habe schon vor Beginn des Krieges mit 276 Millionen Menschen auf einem traurigen Rekordniveau gelegen.

    Hohe Preise bei Kraftstoff, Grundnahrungsmitteln oder Dünger befeuerten diese Entwicklung. Die Ukraine und Russland sind unter anderem wichtige Getreideexporteure, der Krieg Russlands hat daher starke Auswirkungen auf die internationalen Agrarmärkte.

    Bei der Versorgung notleidender Menschen durch das WFP klafft eine Milliardenlücke. Angesichts eines so noch nicht da gewesenen humanitären Bedarfs, bräuchte es WFP-Angaben zufolge 18,9 Milliarden US-Dollar (17,3 Mrd Euro). Jüngsten Zahlen zufolge erhielt das WFP im Jahr 2020 jedoch nur knapp 8,5 Milliarden Dollar an Spenden. Die Organisation rechnet allein wegen gestiegener Lebensmittelpreise und des Ukraine-Konflikts mit Mehrkosten von rund 850 Millionen Dollar pro Jahr.

    Bürgermeister von Charkiw: Keine Massenevakuierung

    03:42 Uhr: Nach Aufrufen zur Flucht aus dem Osten der Ukraine angesichts einer möglichen russischen Großoffensive versucht der Bürgermeister von Charkiw zu beruhigen. Weder er noch das Militär hielten es momentan für notwendig, eine zentralisierte Evakuierung aus der zweitgrößten Stadt des Landes durchzuführen, sagte Ihor Terechow in einer am Mittwochabend auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft.

    Der Aufruf zu einer Evakuierung treffe aber im Gebiet Charkiw auf die Bezirke Losowa und Barwinkowe zu, sagte er weiter. Diese liegen südlich von Charkiw in der Nähe des Donbass. Dort erwarteten Militärs eine Zuspitzung der militärischen Situation. Die Stadt Charkiw sei gut mit Waffen ausgestattet und zur Verteidigung bereit, sagte der Bürgermeister weiter. Ob jemand angesichts des andauernden Beschusses die Stadt verlassen wolle, sei die Entscheidung jedes Einzelnen.

    Charkiw hatte vor dem Krieg rund 1,5 Millionen Einwohner. Angaben der Gebietsverwaltung zufolge hat ein großer Teil der Bewohner bereits in den ersten Kriegswochen die Stadt und einige auch die Region verlassen. Charkiw wird seit Beginn der russischen Invasion Ende Februar fast ununterbrochen aus der Luft und mit Artillerie angegriffen.

    Faktencheck Krieg in der Ukraine

    Namhafter Scharfschütze angeblich von russischen Soldaten getötet - stimmt das? vor 27 Minuten Elf Leichen in Garage in Hostomel gefunden

    02:32 Uhr: In einer Garage im Kiewer Vorort Hostomel sind nach ukrainischen Angaben elf Leichen gefunden worden. Die Polizei habe diese am Mittwoch entdeckt, berichtete die ukrainische Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" in der Nacht zu Donnerstag und berief sich auf einen Telegram-Eintrag des ehemaligen Innenministers Arsen Awakow. Demnach soll es sich bei den Getöteten um Zivilisten handeln. Sie sollen von russischen Soldaten getötet worden sein. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

    Das nordwestlich der Hauptstadt Kiew gelegene Hostomel mit dem nahen Flugplatz war seit Beginn des Kriegs schwer umkämpft. Der Großteil der ursprünglich 16 000 Einwohner floh. Vor wenigen Tagen haben ukrainische Truppen wieder die Kontrolle in Hostomel, wie auch in den Nachbarorten Butscha und Irpin übernommen. Erst am Dienstag hatte der Chef der lokalen Militärverwaltung erklärt, dass man rund 400 Bewohner von Hostomel vermisse und die Behörden nun Keller inspizieren wollten.

    Interview Krieg in der Ukraine

    Russische Journalistin erzählt, was nach ihrem Protest im Staats-TV passierte von Sven Lilienström Selenskyj: Neue Sanktionen "eindrucksvoll" - aber nicht ausreichend

    02:11 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die von westlichen Ländern vorangetriebenen Verschärfungen von Sanktionen gegen Russland begrüßt. Diese sähen "eindrucksvoll" aus, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache, die in der Nacht zu Donnerstag auf Telegram veröffentlicht wurde. Allerdings reichten sie nicht aus. Man könne sie kaum als angemessen bezeichnen angesichts dessen, was die Welt in Butscha gesehen habe, sagte Selenskyj. Er verwies auch auf die anhaltenden Kämpfe in der Hafenstadt Mariupol oder Charkiw sowie eine wohl bevorstehende russische Offensive im Donbass.

    Selenskyj forderte erneut ein Embargo russischen Öls und einen vollständigen Ausschluss des russischen Bankensystems vom internationalen Finanzwesen. Sollte es kein "wirklich schmerzhaftes Sanktionspaket" gegen Russland und keine Lieferungen der von Kiew geforderten Waffen an die Ukraine geben, werde dies von Russland als "Erlaubnis zum Vormarsch" gesehen.

    Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 6. April finden Sie hier

    Mit Material von dpa, AFP, APA

    Aktualisiert am 06.04.2022, 09:38 Uhr

    Schon lange wird über den Gesundheitszustand von Wladimir Putin spekuliert. Eine Recherche russischer Exiljournalisten deckt nun auf, welche gesundheitlichen Probleme der russische Präsident wirklich hatte oder ihn immer noch plagen. Fotocredit: imago-images

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    Abkehr von Putins Blockade-Taktik? : Ukraine meldet russische Angriffe auf Asow-Stahlwerk in Mariupol