Vor einem Monat hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine begonnen. Nach britischen Geheimdienstinformationen kann die ukrainische Armee den Druck auf russische Truppen erhöhen. Dennoch gab es bisher viele Tote. In der Nacht wurden vier Brände in Tschernobyl gelöscht. Alle Neuigkeiten zum Angriff auf die Ukraine finden Sie im Ticker.
Das Wichtigste zum Krieg in der Ukraine 04.54 Uhr: Briten-Geheimdienste: Ukrainer starten erfolgreiche Gegenangriffe 03.32 Uhr: IAEA: Vier Brände bei Tschernobyl gelöscht 00.56 Uhr: Pentagon: Ukrainische Armee drängt Putins Truppen deutlich zurück 21.42 Uhr: Überschwemmter Fluss bremst Russlands Vormarsch auf Kiew
Für App-User: Klicken Sie hier, um zum Spendenformular zu gelangen Mehr als 250 Einsätze in 24 Stunden: Russland erhöht Zahl der Luftangriffe
07.45 Uhr: Russland hat nach Angaben des ukrainischen Militärs seine Luftangriffe verstärkt. Binnen 24 Stunden habe man mehr als 250 Einsätze registriert, heißt es im Morgenbericht des ukrainischen Generalstabs am Donnerstag. Am Vortag seien es 60 weniger gewesen. Die Hauptziele seien weiterhin Einrichtungen der militärischen und zivilen Infrastruktur in den Gebieten Kiew, Tschernihiw und Charkiw. Moskau gibt dagegen an, nur militärische Ziele anzugreifen.
Am Mittwoch seien zudem elf „feindliche Luftziele" getroffen worden, darunter Flugzeuge, ein Hubschrauber und Marschflugkörper. Genauere Information darüber hole man noch ein, hieß es weiter.
In den von russischen Truppen besetzten Gebieten „terrorisiere" Russland die lokalen Bewohner, die gegen die Besetzung demonstrierten, hieß es weiter. Man setze Einheiten der russischen Nationalgarde ein, um derartige Proteste zu unterbinden. Die Angaben können nicht unabhängig geprüft werden.
Viele Tote bei Angriffen06.35 Uhr: Zu Opfern beim Angriff am Samstag auf die Kunstschule in Mariupol gab es zunächst keine Angaben. Der Stadtrat machte russische Truppen verantwortlich. Das Gebäude sei zerstört worden, Menschen lägen noch unter Trümmern. Frauen, Kinder und Ältere hätten dort Schutz gesucht.
Nach einem Raketenangriff auf eine Kaserne in Mykolajiw im Süden der Ukraine sollen Helfer am Samstag mindestens 50 Tote geborgen haben.
Bei russischem Beschuss in Charkiw im Osten gab es laut ukrainischem Militär mindestens zwei Todesopfer, darunter ein Kind. Auch um die nordukrainische Stadt Tschernihiw gibt es demnach schwere Gefechte, ebenso um den Ort Butscha nordwestlich von Kiew, sowie Hostomel und Worsel. Seit mehr als einer Woche dauert dem Militär zufolge auch der Beschuss auf Vororte der Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine an.
Die Ukraine erhielt von Deutschland 500 Luftabwehrraketen vom Typ Strela. Die Waffen wurden am Donnerstag übergeben, hieß es aus ukrainischen Regierungskreisen. Darüber berichtete zuerst die «Welt am Sonntag». Ursprünglich war von bis zu 2700 Raketen die Rede gewesen.
Bürgermeister von Tschernihiw teilt Video: „Friedhof kann nicht alle Toten aufnehmen"06.11 Uhr: Schwer beschädigte Gebäude, Schutt, Asche und noch immer Brände mit Feuer und Rauch – der Bürgermeister von Tschernihiw, Wladyslaw Atroschenko, hat in der Nacht auf Donnerstag ein Telegram-Video mit Aufnahmen aus seiner Stadt geteilt. Die nördlich von Kiew gelegene Großstadt ist seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine vor vier Wochen mit am stärksten unter Beschuss geraten.
„Der städtische Friedhof kann nicht alle Toten aufnehmen, also halten wir die Menschen länger als normal in Leichenhallen und Kühlschränken. Wir begraben die Menschen auf den alten Friedhöfen, die schon lange nicht mehr benutzt werden", sagte Atroschenko in dem Video, während er durch den Stadtteil Desnyans'kyi fuhr.
Als die Person, die das Video aufnahm, fragte, wie viele Menschen bisher gestorben seien, sagte der Bürgermeister, die Stadt führe keine Statistik, aber alle Fälle würden von der Staatsanwaltschaft bearbeitet. „Hier gab es einen Volltreffer. Dort drüben steht ein Traktor in Flammen", beschreibt er die Szenerie. „Wir befinden uns gerade in der Kampfzone."
„Schauen Sie sich diese Stadtteile an. Sie sind völlig zerstört. Man kann deutlich sehen, dass hier ein völliges Blutbad angerichtet wurde", so Atroschenko weiter.
Tschernihiw war zuletzt von russischen Truppen umschlossen und teils heftigen Luftangriffen ausgesetzt. Nach einer neuen Einschätzung des Pentagons von der Nacht auf Donnerstag säßen die die russischen Soldaten allerdings zehn Kilometer vom Zentrum entfernt fest. In einigen Bereichen seien die russischen Soldaten zuletzt zurückgewichen. „Sie bewegen sich sogar in die entgegengesetzte Richtung, aber nicht viel", sagte der Ministeriumsvertreter.
Atroschenko teilte das Video auf dem Messengerdienst Telegram, es wurde von CNN geolokalisiert und verifiziert.
Britische Geheimdienste: Ukraine erhöht Druck auf russische Truppen bei Kiew04.54 Uhr: Nach Einschätzung britischer Geheimdienste erhöht die Ukraine den Druck auf die russischen Streitkräfte nordöstlich von Kiew. Diese stünden dort bereits vor erheblichen Problemen in der Versorgung und in ihrer Kampfmoral, heißt es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, das am Mittwochabend veröffentlicht wurde.
Ukrainische Streitkräfte führten zudem erfolgreiche Gegenangriffe gegen russische Stellungen in Orten am Rande der Hauptstadt durch und hätten möglicherweise Makariw und Moschun zurückerobert. Es bestehe „eine realistische Möglichkeit, dass die ukrainischen Streitkräfte nun in der Lage sind, russische Einheiten in Butscha und Irpin einzukreisen", hieß es weiter.
IAEA: Vier Brände bei Tschernobyl gelöscht03.32 Uhr: In dem Sperrgebiet um das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl sind mehrere Brände erfolgreich bekämpft worden. Die ukrainische Atomaufsichtsbehörde habe die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) darüber informiert, dass die Feuerwehr der Stadt Tschernobyl vier Brände gelöscht habe, teilte Generaldirektor Rafael Grossi am Mittwochabend mit. Es gebe aber weitere Brände.
Am Dienstag hatte das ukrainische Parlament mitgeteilt, dass sieben Brände auf dem Gebiet ausgebrochen seien und eine Fläche von mehr als zwei Quadratkilometern in Flammen stehe. Russische Truppen hatten das Gelände um das AKW vor rund einem Monat unter ihre Kontrolle gebracht. Dort kam es 1986 zum schwersten Atomunglück in der Geschichte der zivilen Nutzung der Kernkraft.
In der Sperrzone würden derzeit laut ukrainischer Aufsichtsbehörde keine Strahlungsmessungen durchgeführt, hieß es von der IAEA weiter. In Kiew und an zwei Orten westlich von Tschernobyl sei ein leichter Anstieg der Cäsiumkonzentration in der Luft festgestellt worden. Die ukrainische Aufsichtsbehörde habe der IAEA mitgeteilt, dass dies keine erheblichen radiologischen Bedenken aufwerfe.
Kiew: Beschuss in zahlreichen Städten und Gebieten02.35 Uhr: Russische Truppen greifen nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter zahlreiche Städte und Gebiete in dem Land an - sind allerdings bei der Hauptstadt Kiew am Vorrücken gehindert worden. Beim Kiewer Vorort Browary seien russische Truppen gestoppt worden, heißt es in dem in der Nacht zu Donnerstag auf Facebook veröffentlichten Bericht des ukrainischen Generalstabs. Es sei ihnen nicht gelungen, die ukrainischen Verteidigungsstellungen zu durchbrechen, um den nordwestlichen Stadtrand der Hauptstadt Kiew zu erreichen. Eine ähnliche Einschätzung traf auch ein Pentagonbeamter in der Nacht zum Donnerstag (siehe unten).
In dem Gebiet rund um die belagerte Stadt Isjum versuchten russische Einheiten, Abwehrstellungen der ukrainischen Streitkräfte in den südlich von Isjum gelegenen Dörfern Donezke, Topolske und Kamjanka zu durchbrechen, hieß es weiter. Die Gefechte dort dauerten an.
Pentagon: Ukrainische Armee drängt Putins Truppen deutlich zurückDonnerstag, 24. März, 00.56 Uhr: Auch einer neuen Einschätzung aus dem Pentagon zufolge, gelingt es der ukrainischen Armee, die russischen Truppen im Osten von Kiew unter Druck zu setzen. Ein hochrangiger Vertreter sprach gar davon, dass die Russen deutlich zurückgedrängt worden seien. Die russischen Streitkräfte hätten sich dort binnen 24 Stunden mehr als 30 Kilometer weit zurückgezogen, sagte der ranghohe Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben wollte, am Mittwoch vor Journalisten. „Wir beginnen zu sehen, wie sie sich verschanzen und Verteidigungspositionen aufbauen", fügte er hinzu.
„Den Ukrainern ist es gelungen, die Russen 55 Kilometer östlich und nordöstlich von Kiew zurückzudrängen", sagte der Pentagon-Vertreter. Noch am Dienstag hatte das US-Verteidigungsministerium erklärt, die russischen Streitkräfte stünden noch rund 20 Kilometer vom Zentrum der ukrainischen Hauptstadt entfernt.
Nicht voran kommen die russischen Streitkräfte nach Einschätzung des Pentagon auch in der Umgebung der nördlich von Kiew gelegenen Großstadt Tschernihiw. Dort säßen die russischen Soldaten zehn Kilometer vom Zentrum entfernt fest. In einigen Bereichen seien die russischen Soldaten zuletzt zurückgewichen. „Sie bewegen sich sogar in die entgegengesetzte Richtung, aber nicht viel", sagte der Ministeriumsvertreter.
Russische Journalistin stirbt bei Raketenangriff auf Kiew22.48 Uhr: Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Wohngebiet in Kiew ist am Mittwoch eine russische Journalistin getötet worden. Oxana Baulina habe gerade die durch einen vorherigen Angriffs verursachte Zerstörung gefilmt, als sie durch eine Rakete gestorben sei, teilte das unabhängige Online-Medium „The Insider" mit, für das sie arbeitete. Bei dem Angriff starb demnach ein weiterer Zivilist, zwei Begleiter der Journalistin wurden verletzt.
Bevor sie für „The Insider" arbeitete, hatte Baulina in Russland für die Anti-Korruptions-Stiftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny gearbeitet. Als diese von den Behörden als „terroristische Organisation" eingestuft wurde, war die Journalistin gezwungen, Russland zu verlassen. Für „The Insider" arbeitete sie weiter zum Thema Korruption und ging dann als Korrespondentin in die Ukraine, wo sie seit Kriegsbeginn aus Kiew und Lwiw berichtete.
„Wir werden weiter über den Krieg in der Ukraine berichten, auch über die russischen Kriegsverbrechen sowie die blinden Bombenangriffe auf Wohngebiete, die zum Tod von Zivilisten und Journalisten führen", erklärte „The Insider". Das Online-Medium wurde 2013 von dem Journalisten und Aktivisten Roman Dobrochotow gegründet. Inzwischen befindet sich der Firmensitz in der lettischen Hauptstadt Riga.
Die ukrainische Journalistenvereinigung bestätigte den Tod Baulinas. Zuvor hatte sie bereits mitgeteilt, dass ein Kameramann eines örtlichen Fernsehsenders in der belagerten Hafenstadt Mariupol gestorben sei.
Pentagon: Weiterhin keine russische Lufthoheit in Ukraine-Krieg22.19 Uhr: Die russischen Streitkräfte haben nach einer Einschätzung aus dem US-Verteidigungsministerium auch rund einen Monat nach Kriegsbeginn nicht die Lufthoheit in der Ukraine erobert. Der Luftraum sei weiterhin umkämpft, sagte ein hochrangiger Pentagon-Vertreter am Mittwoch in einem Telefonbriefing mit Journalisten.
Die USA und ihre Verbündeten arbeiteten daran, den Ukrainern mehr Luftabwehrsysteme mit großer Reichweite zu beschaffen. Die derzeit vorhandenen Systeme setzten die Ukrainer „sehr effektiv" ein. Das sei ein Grund dafür, „warum wir ein ziemlich risikoscheues Verhalten einiger russischer Piloten beobachten".
Überschwemmter Fluss bremst Russlands Vormarsch auf Kiew21.42 Uhr: Ein Drohnenvideo in der Nähe des ukrainischen Dorfes Rakivka soll laut „CNN" Überschwemmungen im Einzugsgebiet des Flusses Irpin, nordwestlich von Kiew, zeigen.
Seit Tagen zeigen Satellitenbilder den steigenden Wasserstand des Irpin-Flusses. In dem aktuellen Video zeige sich aber nun, wie weit sich die Überschwemmungen im Süden ausgebreitet haben.
Der Fluss ist für den russischen Vormarsch auf Kiew von entscheidender Bedeutung. Wenn die Russen ihn nicht überqueren können, können sie die ukrainische Hauptstadt nicht von Westen her einnehmen.
Das russische Militär kontrolliert einen Großteil des westlichen Ufers des Irpin-Flusses rund um Rakivka. Die Ukrainer wiederum verteidigen den Nordwesten Kiews um Moschtschun.
Wie es zur Überflutung des Damms kam, ist unklar. Es ist denkbar, dass die Tore von den Ukrainern absichtlich geöffnet wurden oder dass er von einem Militärschlag getroffen wurde.
Nato geht von bis zu 15.000 getöteten russischen Soldaten aus20.51 Uhr: Nach Einschätzung der Nato sind in der Ukraine bislang zwischen 7000 und 15.000 russische Soldaten getötet worden. Grundlage der Zahlen seien Angaben der Ukrainer, in Russland verbreitete Informationen sowie nachrichtendienstliche Erkenntnisse, sagte ein ranghoher Militär, der anonym bleiben möchte, am Mittwoch.
Auf jeden getöteten Soldaten könnten zudem noch je drei Verletzte kommen. Das zeigten die Statistiken früherer Konflikte. Zum Vergleich: Die Zahl der im Afghanistan-Krieg zwischen 1979 und 1989 getöteten Russen wird insgesamt mit etwa 15.000 angegeben.
Die kremlnahe russische Zeitung „Komsomolskaja Prawda" hatte am Sonntag hohe Zahlen angeblich in der Ukraine getöteter Russen veröffentlicht - und später wieder gelöscht. In einem Online-Artikel war unter Berufung auf das Verteidigungsministerium die Rede von 9861 russischen Soldaten, die seit Beginn des Kriegs gestorben sein sollen, wie aus einer archivierten Version des Textes hervorgeht. Das wären deutlich mehr als die 498 Toten, die Moskau bislang offiziell bestätigt hat.
Der Nato-Vertreter sagte, das Bündnis berücksichtige auch das, was die Russen einen versehentlich wissen ließen. „Im Krieg passieren Fehler", sagte er.
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